Sonntag, 26. April 2009

Wie man soll

So verführerisch es auch ist, sich mit prozentualen Zahlen bei Diskussionen hervorzutun (in der Studie X, blabla), so wenig werde ich es hier tun, denn ich weiß wirklich nicht, wie viele gerne eine Anleitung (wenigstens manchmal) durch Lebensratgeber in ihrem Leben wollen, und wie viele es lieber laufen lassen, kommt eh wie es kommt. Eine bestimmte Literatur lebt von der erstgenannten Gruppe, scheinen die Verfasser es doch zumindest etwas besser zu wissen, als der Käufer – Esoterik, Japan-Zen und Loslassen - Literatur wird eher Anklang bei den vielen Laufenlasser finden. Verwässert wird das ganze dann noch durch jene Literatur, die sich nicht ganz zuordnen lässt, aber manchmal im richtigen Moment des Lebens in Erscheinung tritt und dann wieder aus dem Bewusstsein verschwindet – Romane mit ein bisschen von dem und ein bisschen von dem, manchmal Pop, manchmal Avantgarde, Hauptsache sie sind – unvereinbares BOBOtun.

Thomas Glavinic´ „Wie man leben soll“ ist (auch wenn der Titel vielleicht irreführt) so etwas - die Erzählung eine Teenagers, Karl Kolostrom, der mit Hife von Ratgebern sein Leben bestreitet. Er, Protagonist und Autor, nehmen einen mit auf die Reise von ersten zarten Erfahrungen bis hin zur manchmal harten, ernüchternden und auch wunderschönen Realität, gespickt mit Erfahrungen eines Heranwachsenden. Er durchlebt die Kindheit eines beileibten Anti-Beliebten auf der Schule der späten 70er in Österreich und später studienabbrechenden WG-Bewohners der frühen 80er – schlussendlich taxifahrend. Skurrile Begebenheiten treffen auf die Innenschau eines Jungen, der es noch vor sich hat. Was? Na ja alles halt, was wichtig ist...wenn mann weiss, wie man leben soll.

Überrascht war ich schon, als ich das erste Mal einen Glavinic gelesen habe: Sehr lange musste ich auf einen guten österreichischen Schrifsteller hoffen, der in Un-Handkescher, Nicht-Bernhardesker Manier (s)einen eigenen Weg bestreitet. Es war frisch und befreiend, den eigenen geistigen Muff hinter sich lassen zu dürfen – mit dem Kameramörder war der Einstieg schon sehr überraschend, überraschend gut – dabei sollte es nicht bleiben. Glavinic versteht es, sich zu wandeln, und wie. Jedes Buch ist anders, sein Repertoire angesichts seines Werks ist vorausblickend (ja, ich lese auch Rezensionen) nahezu unerschöpflich. Da darf ich mich auf weitere Lese-erlebnisse freuen. Befreit von der Demut der schweren Literaturlast in Ö.

Klare Empfehlung - mehr lesen von: Thomas Glavinic

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