Donnerstag, 23. April 2009

232° Celsius ist jene Temparatur

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit war ich von dem Gedanken besessen, mir eine private Bibliothek größeren Umfangs zuzulegen. Was so im Kleinen bei fast allen an ´Meterbuch´ rumsteht, sollte großformatig, den Werbeanzeigen in Einrichtungskatalogen nicht unähnlich, ausgestaltet werden. Erlesenes(!) sollte sich an Klassisches anlehnen, nach Schwerpunkten und Notwendigkeit für weitere „Forschungen“ platziert. Nicht unwichtig war der Austausch der vielen Taschenbücher, die bereits nach kurzer Zeit zu vergilben begannen, durch gebundene Erstausgaben von besonders geliebten und geschätzten, für längere Zeit im Besitz haben-wollenden Werken.

Wenn ich geistig noch etwas weiter in die Vergangenheit ´hoppel´, so erinnere ich mich an viel radikalere Ansätze zum ´Thema` Buch im Allgemeinen und dem Lesen im Speziellen. Hoch habe ich die Fahne fürs Lesen geschwungen und suspekt waren mir die Kerle, die Bücher (Die ohne Bilder!) für nicht wichtig genug erachteten. Und wie damals jedes Kind, so auch ich, wusste, oder schmerzlich erfuhr, durfte man Bücher nicht wegwerfen: Die Gründe sind heute hinter einem Schleier verborgen, der sich auch bei näherer Betrachtung für jeden anders lichten möge.

Natürlich, als flammender Anhänger der Bücherschar, wurden die wichtigen Mainstreamwerke über Bücher verschlungen (zuerst Lesen, dann Verfilmung mit Oskar Werner gucken: Fahrenheit 451) – und immer wieder war das Grundmotiv ähnlich: Bücher sind so wichtig, dass an ein Wegwerfen, geschweige ein Verbrennen der einzigen Todsünde gleichkäme: Bücherhass, Strafausmass: Verstoß aus der Gesellschaft, Folge: völlige Verblödung und böse Kontrolle durch den verschwörerischen Staat!

Erst in der letzten Zeit im Besonderen (allgemein noch weiter beeinflusst durch das Studium der Philologie) wurde mir bewusst, wie unnötig dieses Festhalten von Büchern, das (An-)Sammeln von so vielen Werken und hollywoodesk das Ansinnen nach einer eigenen Bücherei (Voll bildungsbürgerliches 19. Jahrhundert! Krass!) ist.

Genauso wie mein Geschmack, ist auch meine Lesetätigkeit und damit verbunden, eine Weiterentwicklung im Fluss der Zeit, den ich durch starres Festhalten nicht stauen will. Die Reduktion meiner wichtigsten Werke ist simples Aufräumen. Was sicher nicht mehr gelesen wird, fliegt. Was vielleicht noch mal zur Hand genommen, bleibt vorerst. Vieles findet man am Marktplatz von Amazon, eBay und im Herbst am Flohmarkt. Ganz schlimm: Einiges geht zum Altpapier – Neues Papier für Bücher braucht der Mensch.

Tipp: Sich die Mühe machen (Amazon-Erbsenzählen / eBay-Weinen) und Bücher unter dem Wert verschleudern – weil sie es wert sind.

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