Mittwoch, 18. November 2009

X-78

Ich bin ein Boy der 70er, auch wenn das oft unerwähnt bleiben sollte – zu meinem und dem Wohlgefühl des Gegenübers – Gespräche über das Alter, nein lass sein. Was mich aber zu einem wirklichen Seventies-Jungen macht, ist die Faszination für Science – Fiction. Was war zu dieser Zeit nicht alles möglich, denkbar – an Visionen, Projekten und der Realisierung von Wunschmaschinen. Technikbegeisterung der hochschwangeren Art; Drübergestreut werden als feine Zutaten, für Kenner: Cyberpunk des tief in die 70er hineinragenden Achtziger-Zeitalters und für ganz gewitzte Bastler: Steampunk pur. Frühere Science - Perioden a la „Auf zum Atom“ sind entweder miteingeflossen, wurden absorbiert oder fanden vor meiner bewussten Aufnahmefähigkeit s.o. abgeschlossen, aber dazu: Pssst.

Woran ich diese präzise Analyse an mir selbst erkennen darf, ist, dass ich, durch Wahrnehmung und gesteigertem entymologischen Blick nahezu allem, was den Hauch dieser verflossenen Romantik anhaftet, Sinn verleihe. Das „da“ hin schrauben, dass ist jener Farbton, dass wäre technisch möglich usw…viele Computerspiele leben durch diese Optik, die Gamer, Nerds und Geeks verzaubern, die, selbst dem Freud´schen Prothesengott anhand ihrer Phantasien nur ein müdes Lächeln abgewinnen. Borg müsste man sein, nur eben aus Kupfer, Kolben und Stellmotoren.

Ein Buch für jene die sich dabei wiedererkenn, ist Bill Brysons: Mein Amerika. Vor garnicht allzu langer Zeit hat genau eben jener Bryson schon einmal den Inhalt dieser Zeilen füllen dürfen – siehe dazu: Eine kurze Geschichte von fast allem. Populärwissenschaftliche Aufbereitung von: Naja eh fast alles, also nix. Und dieses Mal geht’s um des Herren Vergangenheit. Dem Amerika der 50er Jahre. So von 1952 weg cirka 10 Jahre zurück (Rückblickend) und erlebend und nach vorn schauend 15 schöne Jährchen.

Klein-Billy erlebt jene Traumzeit Amerikas in der fast alles möglich war, jedermann (ausser den Schwarzen) dem American Dream nachlief, das erwähnte Atom in Zahncremes verwendet wurde, Rauchen und Trinken nicht schädlich war und der Autor von einer Welt erzählt, die es so nicht mehr gibt. Klar, kann man das Rad nicht zurückdrehen und jede, also wirklich jede Vergangenheit bleibt als Erinnerungsstück einmalig. Den Unterschied dabei macht die Erzählung. Die Geschichte lässt mich an so vielen Einzelschauplätzen teilhaben, Freundschaften durchleuchten, die Familienverhältnisse betrachten, ganz so als wär ich dabei gewesen. Das Nebenprodukt dieser Erzählung stellt die Basis von Science-Fiction-Träume aller Couleur dar. Was bis dahin noch nicht gedacht wurde, wurde erfunden – ausprobiert, geglaubt, getestet und für gut befunden. Atombombentourisums war so IN, dass neben den Testgeländen riesige Hotelanlagen gebaut wurden; der Begriff Zukunftsängste lag da noch nicht mal im embryonalen Stadium.

Flüssig wirft man den Blick auf die Innenwelten des jungen Bryson, erfährt so nebenbei die Geschichte Amerikas, durchläuft mehrmals die Fünfziger um immer wieder neue Ecken derselben Geschichte zu erfahren, die zuvor unbekannt am Rande des Erzählten waren und nur darauf warteten, angesprochen zu werden. Einige bekanntere Stränge der Geschichte (siehe auch: War against Communism -> Good night and good luck!) sind aus der Erzählersicht unverständlich, Bryson gelingt aber genau dabei ein besonderer Kniff: Durch die Erinnerung eines Jungen werden, dürfen und müssen manche Begebenheiten im Sachlichen bleiben. Wenn also Billy anhand von eindrucksvollen Geschichten erzählt, wie sehr die Menschen unter der Verfolgung des eigenen Staates zu leiden hatten, darf er berichten und man kommt nicht herum, das auch durch die eigenen Augen, sachlich sehen zu wollen. Erst durch den eigenen Erfahrungshintergrund, der Vorstellung und sich in die Lage der Betroffenen versetzen zu müssen, wird einem die Tragweite bewusst; in all ihren schrecklichen Ausmassen. Das ist nur eines der wenigen negativen Beispiele. Was im Negativen funktioniert, erfüllt im Positiven den Zweck, sich herrlich in eigenen Einnerungen zu baden, auch wenns manchmal nur Träume aus den späten Siebziegern sind.

Nach Pratchett, Moers ist nun Bryson jener Autor, der viel Geschrieben hat, von dem ich wenig gelesen habe, aber Stück für Stück ein Universum entdecken darf, das zwar nicht unendlich ist, mir aber viele vergnügliche Stunden bereiten wird.

Tipp: Billy Bryson, einmal Werkschau

Mittwoch, 11. November 2009

Dongle-Dich

Technikfreak, -begeistert, -interessiert und die vielen, vielen Bezeichnungen (Unendlich + 1, um es kindisch auszudrücken) die ich abräume, wenns ordentlich brzzzt, legen nahe, dass ich von den vielen Blinks, Schaltungen, Motoren Brrmmm-Brmmmm und alles was sich bewegt so begeistert bin, dass meine Äuglein heute noch leuchten und dass nicht immer von den grellen Lichtblitzen der selbstverursachten Kurzschlüsse im Haus. Das führt dazu, dass ich eines jener Schafe bin, die, Hauptsache es dreht sich etwas, sogar noch total veraltete Technologie zu Spitzenpreisen kauft. Abgesehen von der öden Geschäftemacherei unter Schafen (die zumeist in Begleitung eines Hirten von den meisten Dingelchens die Fingerchens lassen müssen, O-ton: „Wir brauchen nur einen Kühlschrank, und keinen Weinkellersimulier - Durchlauferhitzer - Stromverbrauchs-70ies Style Alu beschichtet mit Nanopartikeln - Eiswürfelzerklumperer“), kaufen wir (die Techno-Schafe) nicht nur, wir lesen und verfassen, probieren, zerstören, zerlegen, bekommen es nicht weder zusammen und testen im Kopf, ob die beschriebenen Funktionen auch alle so funktionieren können, wie eben dargelegt.

Wie geschaffen für diesen Zyklus verfolgen wir Neuerungen in Echtzeit (keine Entwicklung, sondern Berieselung durch Marketinabteilungen in Echtfarben), lesen noch den kleinsten Fuzzel Magazin und besuchen Messen, die uns wie Weihnachtsdörfer in schlechten Geschichten vorkommen: Alles Gratis, alles angreifen, alles mitnehmen, nur das eigentliche Produkt nicht. Und in dem Zyklus der o.g. Messen gibts es Unterhaltung zum Nulltarif: Wir lesen von Produkten die nahe der Serienreife sind (werden nie produziert), uns aber im Glauben lassen, dass die Zukunft jetzt stattfindet - von Technologien, die bereits vorhanden ihren Zweck erst erklärt bekommen und dem neuesten Trend im Wohnzimmer der übernächsten Zukunft. Und jedes Jahr smile ich ca. eine Woche nach der letzten IFA - der Internationalen Funkausstellung im Nachbarland, durchgehend, und das nicht, weil die weibliche, grenzwertige "Miss - IFA" so rote Haare hat, dass sie aus der beschriebenen übernächsten Zukunft stammen könnte.

Jedes Jahr aufs Gleiche(unübertrieben) erzählen mir die Hersteller von Technologien, und der Hinweis sei mir hier gestattet: Nein, ich werde nicht alt!, die ich entweder schon lange benutze, der Massenmarkt aber erst kräftigst abgegrast werden sollte oder und jetzt wirds lustig: dem vernetzten Haushalt. (An dieser Stelle die wirklichen Schafe bitte wissend nicken, murmelnd: jaja, schon bekannt, der Kühlschrank jetzt im W-Lan, ganz neu! und zum letzten Satz springen)

Ist doch ein Freudenfest, wenn der Kühlschrank mitteilt, wann der Aufschnitt den Weg allen Irdischens anbricht - der Fernseher (und Sender) weiß bescheid, sagts der Werbeabteilung vorm Viertelneuner und dem Einkaufstempel der Wahl; und beim nächsten Einkauf blinkt dann das Kühlregal wenn ich vorbeilaufe und serviert mir den Obstgarten, Käseriegel or whatever ins Patschpfötchen. Das hier niemand auf falsche Gedanken kommt, ich bin ein Fortschrittarier, auch wenns nur Sandkörnerweise gen Weltall rieselt. Auf etwas habe ich als Freak eben keinen Bock: Zum zwanzigsten Mal redet man mir in mein Technohirn, dass es bald soweit sein soll, nur meine Küche und deren Gerätschaften haben noch immer keinen Ethernet-Port. Und ohne dem gibts keine Kommunikation. Ich glaube schon bald, dass das auch in der nächsten Zeit nichts werden wird - aber die Hoffnung gebe ich nicht auf - leise und lachend werde ich am Tisch sitzen, hydraulische Ärmchen servieren mir die Leckereien, an von denen ich geträumt habe, aber bestellt wurden, grinse nach dem letzten Happen mit der IFA-Frau aus dem TV um die Wette und hoffe, mir möge mein Netzwerk nur ja nie abschmieren. Sonst muss ich ganz oldstyle analog mit Schmierzettel in der Hand bei der Wurschttheke selbst anstehen. Die netten Frauen wissen erst nach erfolgter Kommunikation von meinen Wünschen - so ganz ohne W-Lan.

Freitag, 6. November 2009

Nachtigall, ick hör der trappsn´

Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert...so meint man, verfahren die meisten Unternehmen in Zeiten der New Economy, dem alten(!) Neoliberalismus und mit einem seltsam anmutenden, ruhigen Gewissen, dass einem die Kunden noch den größten Ramsch willig aus der Hand fressen müssen. Ist oft so, weil man es ja nicht besser weiß, aber eben nicht immer.

Seitdem sich die Gesellschaft als Informationssociety selbst entdeckt hat und nach wie vor Kommunikationsplatformen a lá Twitter aus dem Boden schiessen, gefallen sich die Firmen nur noch selten in der Rolle des Bösen, bombardiert durch Mails, einem schlechtem Image und noch schlechterer Presse. Und zum erstenmal an dieser Stelle behaupte ich: In diesem Fall hat schlechte Presse keinen wie immer gearteten Vorteil (der Kommtheorien zum Trotz) - was mit dem Verwertungskrieg Metallica vs. Napster begann und riesige Bekanntheit erlangte, jener damaligen Auseinandersetzung Madonna sich als Nachhut gerne anschloss, bis zum heute aktuellen Fall J4ck W0lfsk1n, oder ... (Künstler dzt. z.B. Gwen St3fanie mit N0 Doub7, o.a. einsetzen) klagt jene Tauschbörse, Spiel, Einzelperson, Firma, et cetera den Rest der Unwelt solange, bis Recht = Moneypower gesprochen wird.

Und jetzt der springende Punkt: Wer früher sein Recht einklagte, wurde aufgrund der Indizien unterstützt, denn Recht muss Recht bleiben, egal wie stinkig der Verein auch war - heute klagt ein Riesenunternehmen kleine Bastler und will ein Exempel statuieren. Was ihnen auch gelingt. Nur eben nicht wie geplant. Die kleinen Bastler posten und schreiben, jammern und legen dar - und ein disperses Publikum liest gespannt mit. Ist die kritische Menge erreicht = kann 1 (in Worten: ein) Redakteur einer Winz-Site sein, oder mehrere hundert begeisterte Follower, so kippt der Wortelaster und ergießt sich über On- sowie Offlinemedien. Was dann passiert, sollte beispielgebend für jeden Einzelnen sein: denn das ist wirkliche Masspower, und dabei zählt jeder Einzelne!

Anleitung für Aufmerksame:

*Zettel rausnehm - Liste durchlesen
*Firmen, bei denen man nicht mehr einkaufen will, einprägen
*unter "J4ck W0lfsk1n" zu schreiben beginnen

Gwen St3fani...weil sich Spielehersteller Gratiswerbung für die Band erlaubte! sic!

*kritzel
*Liste wegpack
*Einkaufen gehen