Montag, 18. Mai 2009

Ein Tag im Leben des Iwan D.

Ich will bei Bücherrezensionen selten den Inhalt in Form eines Überblicks wiedergeben (dazu muss ich anfügen: weil ich einerseits davon ausgehe, dass entweder dass Werk bekannt ist, oder bereits gelesen wurde oder andererseits: es nicht gelesen wird), da dies in meinem Fall oft lückenhaft passiert. Notwendig ist es manchmal auch nicht.

Bei Solschenyzins „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ ist ein Inhaltsüberblick aber leicht. Das Buch handelt genau vom Titel. Ein Tag im Leben eines Mannes. Eines Mannes in einem Arbeitslager. Einem Arbeitslager in Russland, den berüchtigten „Gulags“. Jenen Gulags, in dem rechtschaffene Männer ohne Anklage, Gerichtsverfahren o.ä. einfach mal 25 Jahre absitzen bzw. abarbeiten. Strafe für irgendein lumpiges Vergehen, ... Es ist (wieder einmal) nicht das erste Buch, dass Lagerleben beschreibt. Erziehungs-, Konzentrations-, Internierungs-, Besserungs- oder auch Arbeitslager, wie viele einfach NICHT wollen. Viktor Frankl, Ruth Klüger und auch Viktor Klemperer durfte ich anhand ihrer Erzählungen nacherleben, wurde betroffen Zeuge von der hauchdünnen Grenze zwischen Kultur und „animalischem Gebärden“ auf Kosten von Menschenleben. Willkür, Verachtung, aber auch Menschlichkeit und Wärme, wo man sie nie vermuten würde.

Sehr gerne würde ich mir wünschen, dass dieser Roman eine Utopie ist, eine Wunschvorstellung positiven Ausmaßes, leider schafft er es auch nicht zur Dystopie. Es ist einfach die Wahrheit. Berichte von Menschen, die es geschafft haben, zu überleben – um davon zu berichten. Von den Misshandlungen der Aufseher, den Tricks der Mithäftlingen, der Schikane, den Anstrengungen, des Lebens und auch des Sterbens in einem Lager. Verfluchte Lager! Es ist etwas Besonderes, dass mich an diesen Berichten bewegt, dass ich mich damit auseinandersetze: Die Ungläubigkeit über das Geschehen in unserer Zeit, ja jetzt noch, heute zu Tausenden in irgendwelchen Lagern oder Gefängnissen. Nur vergleichbar mit ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen in Afrika o.ä. – ungläubig offenbart sich mir durch diese Berichte eine Welt, die so fern nicht ist. Wo Menschen an ihr Äüßerstes gebracht werden und trotzdem überleben. Jeder ein Zeugnis wie viel oder wie wenig Kultur wir wirklich sind.

Wieder einmal – Tipp: Lesen und dann sich des Lebens freuen – in Freiheit!

Never surrender!

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