Mittwoch, 16. Februar 2011

Es ist Party…und keiner geht hin

So wie ein Spruch aus meiner frühesten Kindheit mit oben erwähntem Sager in sehr enger Verbindung steht („Stell dir vor es ist Krieg…und keiner geht hin“) stell ich mir derzeit die Schi-WM in Garmisch vor. Ich meine nicht die bunten TV-Bilder und die seltenen Promi-Interviews in den Skihütten. Ich meine den Alltag im Ausrichtungsort. Lt. Medienberichten stöhnen die Wirte, es wundern sich die Urlauber und auch die Bahn als Zubringer Nr.1 ist nicht erfreut über so wenig Auslastung. Es ist wieder mal ein ´Eventtime´ und i-wie scheints, dass die Leute nicht dabei sein wollen. Zuhause schon, die Läufe und die Reportagen erfreuen sich hoher Einschaltquoten im TV, doch das Live – Spektakel wird mehr und mehr zu einem für Zuseher uninteressanten Ereignis. Austragungsorte sterben einen temporären Tod von kurz vor, während und kurz nach einer großen Veranstaltung. Und dem Veranstalter bleibt neben einem fragwürdigen Werbeeffekt ein großer Batzen Schulden, krachende Unternehmer und unzufriedene Anwohner. Warum hat das Event (klassisch auf kärntnerisch) keine Zukunft und worin liegt der Hunde genau(estens) begraben? Garmisch hat doch die besten Voraussetzungen für ein E der Extraklasse, Stars, Sternchen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft!

Epilog
Seit der schicksalshaften Erfahrung, die Fußball – EM mitten im Zentrum einer Austragungsstadt fast 24 Stunden live miterleben und durcherleben zu dürfen(müssen), weiß ich um Events, die nicht gewollt sind, die spärlich besucht sind, die, obwohl der Boden gut bereitet wurde, nicht fruchtbar sind. Unvergessen die Ängste und Sorgen der Anwohner vor den wilden Horden Europas, die kommen werden und bestimmte Straßen und Plätze zum Hort uniridischen Wahnsinns umzugestalten. Heute noch umzaubert mein Lippen das wohlfeilste Lächeln, wenn ich an die Fanmeilen denke, die beschränkt durch klare Umrisse, jeden willigen an einen Platz zum Feiern band. Vorbei waren da die Zeiten spontanen Jubels, ohne Kontrolle gabs nix; in der Fanmeile rauften sich die Wirten, die teuer für ihren Fehler bezahlen mußten, auf großes Geld hoffend, um jeden einzelnen Hooligan, der genügsam ein verwässertes Bierchen schlürfte und angesichts der Plastikhorden von Sicherheitskräften seine Gewaltbereitschaft nicht einmal andachte, geschweige auslebte mit bösem Blick fürs Kommen zu betrafen.

1 von 1000: Fehlendes Identifikationspotenial
Eine These, die es zu überprüfen gilt ist die Distanz zwischen dem eigenen Sein und dem Gegenüber. So wie, in den vielen Kommentaren auf den Onlineportalen, zu lesen und den Stammtischen zu hören, gibt es in Österreich genauso viele begabte und bessere Fußballtrainer, die „eh immer alles schon gewusst haben“ und sicher auch ein Patentrezept für die Unfähigkeit des Nationalteams parat haben – so leicht man sich das ballschupfen vorstellt, man kann und kennt es, stellt sich vor, wie begeistert die Massen einem zujubeln, hätte man damals einfach nur weitertrainiert. Man sieht die Fehler im Fernsehen, man pfeift und kreischt am Spielfeldrand, weil man weiß, wie es besser geht. Da gibt es zum Schifahren eine Kluft, die nicht so leicht zu überbrücken ist. Als krasses Gegenbeispiel müssen die Trendsporarten herhlten, bei denen man es auch nicht selbst kann, trotzdem begeistert ist, und uns zur nächsten These bringt -> Resumee: Identifikation muß nicht immer sein, hilft aber ungemein.

Uncool
Über Geschmack läßt sich bekanntlich…aber ich schreibe manchem schon eine Art Coolness zu (so eine Grundcoolness, ohne Geschmack) und manchem eben nicht. Schifahren ist trotz der zahlreichen Versuche ein teurer Sport für Leistungschw…willige. Zur dünnen (11 Nationen im Teambewerb!) Weltspitze rücken nur die besten der Besten auf, und von denen schaffen es wieder nur ca. 10% ohne Verletzungspech zum Sieger. Das Gaudirennen und ein Weltcuplauf haben bis auf die strenge Abfolge von rotem und blauen Fähnchen im Lauf nur noch den Untergrund gemein, bei beiden Schnee. Aber welcher. Drüben: Härtemittel; Hüben: Härte mittel. Das ist einfach eine andere Welt. Aber die Sportler sind doch die Aushängeschilder. Seit Red Bull so ziemlich alles sponsert, sieht man auch auf den Helmen der Skisportler deren Farbkombi. Cool sinds deswegen noch nicht. Bode Mille, Lindsay und Co vielleicht, unsere Alpentrampeln und Hubersepps eher nit so. Ist man ja selbst auch nicht so cool. Eigentlich ja eh uncool. Daher ist Österreich vielleicht auch so Schiverrückt. Die Massen werden maximal bei Heimrennen angezogen – und da ists eh E-kultur pur. Nationalism, ole. Fazit: Cool genug, für lange Sendezeiten ohne Mehrwert.

Großereignisse
Vielleicht schrecken die Großereignisse ab. Was früher von mir romantisiert wurde (Großes WM-Dorf, Stars hautnah, Stimmung, usw…) war und ist wahrscheinlich nicht so – es gibt schon Stimmung, aber die hält sich aufgrund des auferlegten(!) Ereignisses in Grenzen. WM passiert einfach. Immerhin beklagt sicher auch die SelbstbauHolzrodelretroWM wenige Besucher. Aber das liegt wahrscheinlich an den wenigen berühmten Strecken.
Ohne erkennbaren Mehrwert
Weltmeisterschaften sind zuviel. So wie im Fußball spielts hier nit, oder doch. Der Bundesliga –Fußballverein spielt im Cup, der Liga, der Championslegau (Quali), dann Eurocup usw….daneben noch EM und WM Vorbereitung usw. – so was hats auch beim Schifahren: einen Weltcup dazwischen WM und Olympia. Und jeder Sportler hat das Recht auf einen Olympiasiegermöglichkeitslauf (wobei ein Weltmeister wohl das gleiche ist, naja); und so krude wie das fabuliert wird, so undurchsichtig sind die Bewerbe; Olympiasieger zu sein heißt: Zu wissen, dass man selten konstant der Beste war, sondern einfach zur rechten Zeit Glück, Verstand, Talent, Können usw. gepaart mit einer Zukunft ohne Sorgen hatte. Was übrig bleibt, sind die Titel, keine Vize-…aber ob das einen Wert hat. (Nur Brainiacs und Fuzzis wissen wer, 1993 WM Sieger im Super – G wurd´ [und Superbrainiacs rufen sofort: 1993 fiel der Super-G aus! Wg am Wetter, HAHA!])

Wahrscheinlich ließe sich die Liste noch fortführen, mir reichts. Alle zwei Jahre dasselbe. Sollte sich unser Land noch einmal für etwas Großes bewerben, bin ich dagegen. Und zwar nicht aus Prinzip. Wer will denn schon ein Olympiasieger sein, wenn keiner einem zujubelt. Denn wir gehen dann ja nicht hin. Auch nicht zum Schaun.

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