Mittwoch, 9. Februar 2011

1001 und eine Nacht

Ich wär jetzt schon richtig reich. Nein, echt jetzt - würden die lieben Leute, die ich in meinem Leben schon getroffen hab, ihre Versprechen wahr machen (und jetzt heissts wieder nur: was der für Leute trifft!). Größtes Versprechen: Ein Kollege, mit dem ich mich zwei Tage gemeinsam am Ausheben von Erdlöchern und dem Verlegen von Drainagematten erfreuen durfte, schwafelte von Beginn unserer Schlammtortur an von seinem Vater, mit dem er leider, leider wenig Kontakt habe, aber der ihm immer wieder von seinem Reichtum erzählte. Der Vater konnte aber nicht nur vom vielem Geld träumen und seinem Sohn vorphantasieren, der Schaufelschwinger konnte sich bei den wenigen Treffen davon überzeugen, wie begütert der Alte denn nicht sei und irgendwann wird Papi seine angerafften Schätze dem Sohn übergeben. Nur wann eben wurde nicht erwähnt. Aber bald. Nebenbei sei erwähnt, dass der Vater dem Milieu des Import / Exports sowie der Lusterfüllung von vornehmlich Männern mittleren und reiferen Alters durch weibliche DienstleisterInnen zuzuordnen und spezialisiert sei. Und da ich gezwungen war, trotz zahlreicher Ablenkungsversuche, dem Ali Baba zu lauschen, fand ich Freude an dem Erflunkerten und versuchte, die Ungereimtheiten oder offenen Fragen nachzuforschen und diese mit einem kleinen Messer Scharte um Scharte auszuwetzen. Die Stunden vergingen trotzdem nicht wie im Flug, eher wie ein sich ziehendes Gummiband, unterlegt mit dem Dollarsound of Moneybuisness. Der zweite Tag begann, wie der erste endete: dunkel. Der Baggerfahrer baggerte, ich schaufelte und erfuhr von familiären Situationen, klischeebedingt geschieden, neue Frau, kein Kontakt zu bereits erwachsenen Kindern – hab ich erwähnt, dass der junge Mann ein bauernschlauer Teifl (Einleger) ist, der es sich zu richten versteht. Na dann jetzt eben. Auf Kosten anderer, vornehmlich des Baggerfahrers wurde geraucht, meine Nerven hielt er für Drahtseile die durch aufreibende Geschichten keinen Schaden nahmen, die Hausherrin verpflegte. Gewohnt auf Gemeindekosten, vier Kinder von zwei Frauen (jeder kriegt eine), Pfändung, Klamotten auf Pump, tagelanges Ziehen durch Lokale, Zechen und Deckel offen – mein Vorurteile, Annahmen, Verurteilungen wuchsen wie die Erddecke über die Drainagen. Lage um Lage verwob sich der schleimige Untergrund zu einem Geflecht aus Lügen. Die Sammelbüchse der Pandorra war geöffnet worden. Aber ich war ein prima Kumpel für ihn. Der erste sei, der Auserwählte, mit dem er gedenke, seinen zukünftigen Hof samt Gefolge zu teilen, weil ich eben so ein schlaues Bürschchen sei und die richtigen Fragen stelle. Ich lieh ihm mein Gehör, meine Geduld, erhielt Anekdote um Anekdote, fragte mich allerhand philosofische Fragen rund um Demut und war baff erstaunt über so viel Frechheit und Möglichkeiten, wenn man nur bereit war – man muss nur die richtige Perspektive wählen. Gemeldet hat er sich bis heute noch nicht – meine Perspektive hab ich aber auch noch nicht geändert.

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