Donnerstag, 15. April 2010

mehr Weg als Ziel

Die Möglichkeit, mit Stil und Etikette zu reisen ist zumeist von finanziellen Aufwänden begleitet. Eine Flugreise kostet heute unter normalen Zuständen auch noch mehr Geld, als die Strecke mit dem Auto abzuspulen. Die abnormalen Zustände lauten dann Billigfliegertourismus a la den üblichen Verdächtigten. In den Fokus geraten sind in letzter Zeit Hotelreisezüge, die auf eine Klientel setzt, die sich dem Fliegen und dem Fahren zwar bedient, aber das System Schiene zu schätzen weiß. Auf mittleren Strecken in Geschwindigkeitskonkurrenz zum fliegenden Produkt, ermöglicht es eine Art stilvollen Reisens, die durch grenzüberschreitende Anbieter eine interessante Belebung erfährt. Da wird auf einmal die zu bewältigende Strecke nicht zum Hindernis, sondern ein Erlebnis. Die Preise liegen in einem für den gebotenen Service (erstklassiges Abendessen und Frühstück inkl.) vertretbaren Rahmen, die Kabine und der Zug strahlen Ambiente aus – wäre da nicht ein kleiner Haken: Es gibt diese Angebote nirgends von Österreich aus. Elipsos fahren von der Schweiz oder Italien in die südliche Welt, Frankreich hat eigens Service pour Paris und SpanierInnen können durch den El Transcantabrico gemütlichst rumschippern. Will ich z.B. nach Barcelona muß ich zuerst nach Mailand oder Zürich, d.h. ich muß wie in einem Touribomba eng und muffig Nachtzüglerisch aus dem Bahnhof rollen, komme gerädert an und darf dann erst Service genießen. Früher gabs da Attraktives, die D-A-CH – Vereinigung sorgte für Wohlbefinden und gutes Schlemmen an Bord auch in engsten Bögen (die Bahn kennt keine Kurven, nur Bögen!). Das war früher. In Österreich gibt’s jetzt den Railjet, der zwar nichts falsch macht, aber auch nichts richtig. Angenehme Reiseatmosphäre schaut anders aus. Schlimmer: Für Reisewillige verströmen Nachtzüge kein einladendes Aroma mehr. Die nächsten Flüge sind schon gebucht. In 2h reiner Reisezeit zum Ziel. Da halte ich auch engste Sitze locker aus. Ich wäre einfach mal gern mal stilvoll gereist.

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