Samstag, 28. Februar 2009

Einfach genial

Die Zentrale der „Lomographic Society International“ liegt in Wien - in irgendeinem Bezirk, Navi sei dank. Gar nicht so einfach, das Gebäude von den anderen im Umkreis zu unterscheiden, keine Plakate, keine Leuchtreklame aussen und wahrscheinlich (was weiss ich denn von Wiener Wahnsinns-Firmen) sehen sich die Häuser innen auch noch ähnlich aus. Nein, okay, erwischt, das glaube ich wieder nicht, denn so locker, so unkompliziert stellt man sich vielleicht Arbeitsplatzaussehen bei Google vor, dann noch in ein paar Alternative - Unternehmen und vielleicht die Zentrale der Grünen und der KPÖ, neee – die KPÖ nicht, die sind immer zu wenige und haben keine Schreibtische, sondern nur Einstellungen. Ich sitz also auf einer Couch, vor einem Schreibtisch und das Mäderl, dass mir unterschiedliche Kameras anpreist, könnte auch Rockabilly – Scheiben vertreiben. Tut sie aber nicht. Wir lächeln kurz, sie erinnert sich. Sie nahm vor gut zwei Wochen meinen Anruf entgegen, bei dem ich ihr mein Anliegen beschrieb, und auch versprach die Kamera direkt abzuholen (ach ja ganz schöne Geschichte, wenn man dann alles so von „innen“ beschreiben kann und im Blog steht: „Sie staunte über den Umstand, dass man „EXTRA“ wegen der Kamera nach Wien fuhr – tut man nicht wirklich, aber Fiktion ist Satisfaktion – daher: weiter)

Denn: Ganz verstehe ich meine Einstellung zum Fotografieren (an dieser Stelle irgendwas, z.B. Technik einsetzen) selbst nicht: Da arbeite ich jahrelang für einen Top-Cam-Hersteller, werde nicht zu selten mit Super-Material ausgestattet, hab das neueste vom Neuen in den Händen und schieße mich selbst ins vorige Jahrhundert – nach meinem Abenteuer in Portugal, erwarb ich eine LOMO-Kamera! Spacy, Freaky, Retro, Frenzy, Fucky, so what. Plastiklinse, ANALOGFILM, eine Einstellung – kein Zoom, nur noch Langzeit- und die Möglichkeit des Doppelbelichtens und Spaß! Hallo! Ja, Spass – wieder mal einfach gedankenlos abdrücken, knips, knips, es entstehen cirka 200 schrottige Pics, alles Wegwerfmaterial, aber: who cares! Lomo ist so ziemlich alles, was uns Hersteller seit Jahrzenten auszureden versuchen – doch der Kunde agiert, anstatt gelenkten Einkaufs. Polaroid z.B. gibt’s nimmer, war Drecksmaterial und super-teuer, doch kennen tuts jede®. Und es war uncool und heute cool. Doch wer will das – wer ärgert sich nicht über seine ZU LANGSAME Kompakte (DigiCam mit 12 Megapixxxels) und darf die quality Pics des Freundes bestaunen, alles geschossen mit 2,8er Linse (nur 850€) auf einer DSLR (egal welche, weil alles superschnell), nur 2KG Gewicht Schleppmass und 20cm x 40cm Tasche zum Umhängen. So! Klar! DAS sind Photos! Der Rest Kindergeburtstag – auf dem ich seit dieser Woche cirka hundert Kerzen abbrenne, mit nem Dauersmiling! Strahlemann, denn das wichtigste beim Fotografieren ist immer noch: Licht!

Tipp: lomography.com - just shoot it!

Montag, 16. Februar 2009

Kleptomanie

Nicht ganz unbekannt sind die vielen Download - Möglichkeiten, für so cirka alles was sich elektronisch verwursten lässt. Musik und Hörbücher - Filme, Serien und Dokus, Handbücher sowie eBooks liegen auf irgendwelchen Hostern bereit, abgeholt zu werden – die richtige Adresse machts und ab geht’s. Man lädt (oder streamt) sich einfach mal viele Dinge (natürlich: no Pr0n!), kann sich aber anhand der Lebenszeit ausrechnen, dass man davon nicht einmal ein Zehntel sehen/hören wird. Egal, man hat es ja – gejagt und erlegt.

Ich hab so was noch nie gemacht. Ich gehe nicht nur davon aus, sondern weiß es zu 101 Pro-zent, dass auf den Festplatten meiner Bekannten, genauso wenig illegaler Content zu finden ist, wie auf meiner eigenen – wozu auch? Denn das alles ist urargböse, weil illegal. Und keiner der Beteiligten: Künstler/Industrie/Handel (außer dem Fileshare und –user) hat was davon. Madonna, Metallica und viele andere Megasuperstars sahen ihre Felle davonschwimmen, die Produzenten rechnen milchmädchenmäßig aufgrund der Downloads hoch, auf wie viele sichere Verkäufe/Kinogeher/Abonennten sie verzichten müssen und der Branchenliebling Apple führt ein begrenztes Hören der Musikstücke einfach mal so mit dem Schieberegler ein – alles für die Ehrlichkeit, gegen den Terror (der Raubkopierer) und dem Frieden auf der Welt.

Es geht auch anders: NineInchNails stellen ihre Songs im Netz bereit, damit junge Fuxxxsis sie weiterverarbeiten und wieder einer breiten Öffentlichkeit präsentieren können, Radiohead ein ganzes Album und den kompletten Code eines Videos, ebenfalls zum rumSpielen. Und die Kleptones machen ihre Discography zum Download zugänglich, schon immer – wie viele andere, noch keine Superstars! Und das gehört erhört – geladen und ab dafür. So kann es auch gehen. Mehr noch: Da ich vieles vorab Probehören durfte, wurde ich aufmerksam und danach zum Fan. Das Album (CD, LP oder auch DVD) hab ich mir dann geholt – materieller Besitz ist eben durch nichts zu ersetzen.

P.s.: Jedem Menschen steht das Recht auf geistiges Eigentum zu – und wir Menschen können entscheiden, wen wir mit unserer Kaufkraft unterstützen. Die Industrie der Medien wird sich halt was überlegen müssen – DRM und drastische Strafen können nicht alles sein! Gern würde ich unkompliziert und preislich vernünftig Content erwerben – über das Internet: Willkommen im 21. Jahrhundert!

P.p.s: http://www.kleptones.com/blog/index.php - geniale Mix-Tapes (sagt man das so noch) von all(t)ZUbekanntem. Top-Tipp!

Freitag, 13. Februar 2009

@web:02/09

Surftipps: Q1 02/2009 – Schwerpunkt ART/ACTVISM/AGITATION

http://strangemaps.wordpress.com/
Wie der Name schon sagt: Karten, aber strange halt! Was wäre, wenn die Deutschen wirklich gewonnen hätten und daneben eine Weltreisekarte eines jüdischen Kindes aus dem Jahr 1938 – Karten des Internets, des WEB 2.0, die neueste Friseurübersicht Deutschlands - Grafen und Statistiken erwarten euch auf dieser umfangreichen Page – verrry interrresting!

http://www.rebelart.net/diary/
Nicht immer nur darüber reden, was alles geändert gehört und was man nicht alles schon beigetragen hätte – hier präsentiert: Aktive nützen die Kunst, um aufzuzeigen/protestieren/anzuprangern, whatever – Sie tun es, im Gegensatz zum Reden. Und das ganze hat ganz großen Stil, connected art and activism!

http://www.nerdcore.de/wp/
Alles ganz aussagekräftige Webseiten: Das ist eine von den Seiten, wo sich Kleine/Standard/PCAction – Redakteure ihre Inspiration und Stoffe holen und dann Monate später, als ein Hype um jenes oder solches Dingens entsteht ihr Geschreibsel herausholen und cool daherbrabbeln: Kenn ich schon, ist im „Internet“ bereits ein alter Hut!

and very good are:

http://www.argh.de/ - da hol ich Inspiration ;)
http://couchpotato.es/blog/ - „Nutz die Medien, verschmutz die Medien“
http://www.spreeblick.com/ - news from the Berlinfront und linkmeisterei


Disclaimer: Für den Inhalt der verlinkten Seiten bin ich leider/unglücklichst nicht verantwortlich!

Dienstag, 10. Februar 2009

Als ich Josef Winkler an der Kasse stehen sah,...

...habe ich mich an sein, für mich, letztes Buch erinnert. Beim Vorbeigehen, ganz kurz nur, haben wir uns in die Augen geschaut. Ich habe gegrüßt, aber nicht mehr gesehen, ob´s erwidert wurde - glaube aber eher nicht. Und ordentlich und gsund hat er ausgschaut - gfreut hats mi.

Btw: Will die bereits einmal veröffentlichte Rezension nützen, um auf das ganz gute Gesamtwerk dieses aussergewöhnlichen (Kärnten!) Autors hinzuweisen - besonders im Hinblick auf Büchner- sowie Staatspreis-Träger 2008! Exklusiv im Suhrkamp - Verlag...

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Winklers « Roppongi » - eine Kyrie des Todes

Ein „Requiem für einen Vater“, so der Untertitel, schrieb sich der Kärntner Autor Joseph Winkler von der Seele, der uns oft zuvor schon auf wilde Reisen durch die Untiefen derselben mitnahm. Selten zuvor war er jedoch so lesbar.

Winklers Reisen nach Indien sind mittlerweile literarische Grundlage seiner Werke geworden. Er erzählt von den Millionen Geiern, die das Bild Indiens maßgeblich mitprägten und plötzlich verschwanden. Von der falschen Tier-Medikation und das (Aus-)Sterben als Folge, von den Einäscherungzeremonien der Bewohner am Ganges und der Bedeutung roter indischer Tagebücher, die seine Gedanken aufzufangen imstande sind. Unterbrochen werden die Beobachtungen, Beschreibungen und zum Ausdruck gebrachten, tiefen Empfindungen von Geschichten, die das „Kärnten“ Josef Winklers zeigen: Jene Zeit, als er Ministrant in Kamering war, die Füße unter den elterlichen Tisch verbarg und den Allegorien des Vaters lauschte. Eben jenes Vaters, der als Ackermann Eingang in die literarische Welt fand und Josef Winkler auf entscheidende Weise mitprägte. Abwechselnd reiht sich eine Kurzgeschichte an die nächste, stets umgeben von der Bewusstheit um Tod und Vergehen.

Der „Ackermann von Kärnten“ ist Tot

Vom Tod des Vaters erfährt Winkler in einem japanischen Stadtteil, in Roppongi, durch den er auf der Suche nach Kerzen irrt; auch auf der Suche nach den Resten von Kindheit, Erziehung und Liebe. Winkler kann sich nicht mehr erinnern, dass ihn sein Vater nur einmal am Schoß „gelockt“ habe – sehr gut in Erinnerung bleiben aber die Stricke für die Kälber, mit denen sich damals die zwei Jungen an einem Balken erhängt haben.

Knappe 100 Jahre hat sein Vater, Jakob Winkler gelebt, knappe 100 Jahre gearbeitet und die gleich lange Zeit auch das Leben um ihn herum bestimmt. Man erfährt von der Kargheit, der Sparsamkeit und vom einfachen Bauernleben. Alles schon mal gelesen und gefühlt – doch Winkler schafft eine neue Verbindung, zwischen dem bekannten Kärnten und einer neuen Welt, die nach ganz eigenen Regeln funktioniert und in der das Sterben zum Leben gehört.

„Roppongi“ ist keine Abrechnung und kein Verschließen offener Wunden – Winkler bleibt sich treu, erfindet aber eine Sprache, die nicht mehr nur in Gut oder Böse teilt. Es ist ein lesbarer Abgesang an eine Vergangenheit, die Grundlage für sein Schreiben war. Es ist aber auch ein Bekenntnis an die Entdeckung einer neuen Welt, die Wege bereithält, mit dem Tod und vor allem auch dem Leben umzugehen. Wir dürfen Josef Winkler dabei ein Stück begleiten.

Freitag, 6. Februar 2009

Alles schon mal da gewesen

Meisterschaften aus/in/von Österreich, Europa und der Welt

Noch einmal will ich den Knüppel aus dem Sack zaubern und wild um mich herum auf Tagesaktuelles einhacken: Sportliche Großereignisse und Österreich sind wie Nokia und CRM*, das funktioniert einfach nicht. Vielleicht werde ich auf das spezielle Verhältnis zwischen Nokia´s Firmenpolitik und meiner einzig noch verbliebenen Waffe gegen Schindluder und Frechheiten im Handel, der Kaufkraft, mehr Platz einräumen, hier nicht. Schon wieder muss die Fußball-EM als Satzanfang herhalten, denn die taugt als Vergleichsmaßstab immer – aber brauchen tu ich’s nicht.

Die Jammerei der Medien (und die meinige) über die Ski-WM (ja, es ist WM-Zeit, liebe(r) LeserIN) nimmt ihren Lauf – da werden mitunter bunte Statistiken bemüht: Morioka, Saalbach, Val d´isere damals – lauter Erfolge im Skizauberland weltmeisterlicher Natur, nur heuer geht die Rechnung (noch) nicht auf. „Alles dominierend“ kämpfen wir scheinbar nur mit unserem kleinen Bruder Eidgenosse um Medaillen im Weltcup-“Zirkus“ (Nationenwertung, HA!) der laufenden Saison und dann geht’s um das große Ganze der ersten Drei(!) bei einer WM und auf einmal alles Pustekuchen, wie immer. (Noch) Kein warmer Regen (der Medaillen), der auf unser nationales Haupt darniederprasselt, keine kleinen seelischen Erbauungen unerwarterter Triumphe verborgener Talente und JungSPÜNDINNEN und leider auch keine „einmaligen Leistungen für die Ewigkeit“ alter erfahrener (Super-G) Herren in ihrer 14.ten Saison.

Ausnahmen, derer es nie ermangelt, bei all den Regeln, wohin man schaut: Wer ist denn bitte eine Vonn, aus den Vereinigten Staaten? Oder ein Cuche aus der Schweiz? Das sind die Besten (im Moment des Skilaufs zu dieser Zeit) und nicht, wie spasseshalber angenommen, unbekannt, sondern schon längere Zeit auf Siegeskurs, von dem unsere Athleten entgegen allen Anscheins, länger schon größere Umwege in Kauf nehmen. Es geht nicht nur ums wollen, sondern auch müssen. Trainingsweltmeister hin oder her. Was zählt ist der Sieg (WeltmeisterIN!) und dann vielleicht noch der Spiegel der Nationen anhand des gewonnen Edelmetalls(das so genannte Stockerl). Noch ist die Veranstaltung keine drei Tage alt und ich konnte mich schon nicht beherrschen – das nötige Glück den Athleten, auch ein bisschen Spass wünsche ich ihnen (hört sich immer wie Schulskikurslager an, wenn die von Zimmerpartnern reden) und Erfolge werden wir sowieso haben, eben alles schon mal dagewesen.

Nachtrag: Unglaubliche 73 Nationen (so der Veranstalter), die mit insgesamt 504 Athleten antreten, haben sich für diese WM angemeldet, um einen der begehrten Stockerlplätze zu ergattern. Aus Funk und Fernsehen bekannte Ski-Nationen wie z.B. Puerto Rico, der Senegal oder auch Indien sowie Nepal haben ihre Medaillienchancen deponiert. Damit wird mein erster Kritikpunkt (siehe Attacke!) zertrümmert, dass sich nur z.B. Italien, Frankreich, Kanada, die Schweiz oder Österreich (vielleicht auch Norwegen und Schweden) Hoffnungen auf Siege und Platzierungen machen dürfen.

*CRM: Customer Relationship Managment (wie man es nicht macht, siehe: Enttäuschter Kunde, bald im Fachhandel)