Dienstag, 6. Januar 2009

In die Bucht raus auf See

Was habe ich mich schon geärgert, mich gefragt warum immer (!) andere den großen Fisch an Land ziehen, während man selbst kleine Köder aus dem Netz holt und darüber trotzdem noch erfreut ist; Ärger über einen selbst, wenn eine A(u)ktion mal wieder total daneben geht und man zähneknirschend einen Artikel verpackt, der gut das fünffache von dem wert war, was am Ende beim „Glückwunsch, Sie haben...“, ach einfach grrr *knirsch* – und selbst dann „fahre“ ich nach längerer Abstinenz wieder zur See hinaus: die elektronischen Bucht eBay kann es eben noch immer. Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Einstellung des Seemanns zum Bieterwahnsinnsflohmarkt des Internets.

Die Mannschaft zusammentrommeln, mit „Bilder machen“, Angebot erstellen (lange Zeit ohne Editor, omg), den Stapellauf miterleben und jeden Tag bis zum Ablauf des Artikels cirka 127-mal auf den ´Aktualisieren-Button´ drücken – eBay kann richtig in Arbeit ausarten. Von Antworten auf Fragen geben, die man ausdrücklich in der Beschreibung ausführte bis zum Ende hin der Abrechnung entgegenfiebern - all das hat sich in den vielen Jahren auf eBay nicht verändert, der „Marktplatz“ aber sehr wohl. eBay erlebte mehrere Boom-Phasen, denen die entgegen gesetzten Ernüchterungen ebenso regelmäßig folgten, wie die Seefahrer den Passatwinden auf der Reise nach ihnen unbekannte Gebiete. Der Anfang (und diese Floskel verwende ich hier so gerne!) war geprägt durch eine tolle und vieles überwältigende „Goldgräberstimmung“ – alles, ja wirklich alles konnte man verkaufen und auch kaufen, Alles! Und das mit schier unglaublichen Spannen; ´eBayen´ wurde Volkssport und damit wohl bekannter als die Mayflower der ersten Pilgrims, nur für einen selbst blieben die Unglaublichkeiten aus – grundlegend war und ist der Umstand eines Online-Marktplatzes mit all seinen Angeboten und Möglichkeiten der für eine wohltuenden Erweiterung einer regional beschränkten Handelsmöglichkeit mit geringeren Erfolgschancen sorgt. Schiff Ahoi!

Nach den letzten Änderungen des Bewertungssystems 2008, den vielen kleinen und großen Skandalen, den Skurrilitäten (Unglaubliche Beträge für den Papst-Golf! – U-Boote und Kampfjets aus den GUS - Staaten) von denen man hörte oder leider manchmal auch selbst miterlebte („so wie neu!-Artikel), den Enttäuschungen mit Profianbietern, der Abkehr aus Angebotsarmut und gleichzeitigem Verteufelns, der Suche nach Ersatz und der Rückkehr, kämpft eBay wie auch jede andere Plattform mit seinem größten Kapital: den (An-)Bietern. iPhones aus Hongkong, Crocs aus Thailand, gebrauchte Dieseljeans aus den 80-ern, Holzbeine, Glasaugen und falsche Papageien – dahinter stehen Variablen (= unberechenbare Menschen, die manchmal lügen!, Kleinigkeiten verheimlichen, nicht sofort zahlen wollen usw), die wie man selbst, Geld verdienen wollen – als Käufer will man im besten Fall nur das Mindestgebot berappen und beim Versand noch feilschen. Die Variablen sind aber, wie so oft, wenn sich Menschen dahinter verbergen nicht austauschbar – und eBay hat gelernt, entweder regulativ oder durch Sanktion der Variablen. Ach ja, irgendwo trifft man sich immer. Des einen Freude, des anderen Auktion.

Und mit den vielen kleinen und großen Änderungen des Auktionssystems hat man sich selbst auch verändert – im guten Glauben, Gold in den Händen zu wiegen, setzte man die Segel, ohne Angst vor Seeungeheuern, Meutereien oder Skorbut. Was habe ich mich danach geärgert – ich schwor mir: Nie wieder eBay – dann werf ich die Sachen lieber weg! Ich brach zu neuen Ufern auf, Amazon, Play usw... – sie waren meine Rettung – es gab noch andere Passagen zu befahren.

Sie waren und sind eben anders. eBay hat mich wieder! Jetzt habe ich es gern, wenn ich an einem Artikel mitfiebere, beim Verkaufen und beim Kaufen mein Puls steigt, ob noch jemand bietet, ob ich den Artikel kriege – und oft freut mich ein netter Kontakt, ein paar Euros und das es jemanden gibt, den jene Dinge glücklich machen, die ich nicht mehr verwende. Gadgets, Kleidung, Nippes, CD-Player, Dinge, die weiter in Benutzung stehen oder einfach nicht mehr bei mir verstauben. Oft nicht einmal das Benzin zur Post verdient, manchmal monetär entschädigt und sich wundernd, wer für solchen „Müll“ sehr, sehr viel bezahlt.

Dafür wird eBay wohl immer eine (Schiffs-)Reise wert sein.

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