Freitag, 9. Januar 2009

Achilles läuft vor

Gute 25 Jahre (in Worten: Fünfundzwanzig) habe ich mich gegen das Laufen gewehrt, habe mich darüber amüsiert und die LäuferInnen sowieso. Bis auf ein kurzes Intermezzo zum Konditionsaufbau in sehr aktiven Zeiten (eben seit Kindesbeinen an) beschränkten sich meine Einsätze auf Zwischensprints beim Fußball, Schnell-Abhauen nach übermäßigem Gemaule in/aus der Stadt, Ski-laufen im Winter und zum Trafikanten „laufen“, Drogen holen. Jetzt bin ich selbst einer derjenigen, die frühmorgens, bei einer Wie-nur-was-Scheisskälte im Wald verschwinden und nach gut einer Stunde keuchend, verschwitzt, aber glücklich dem Wald, noch immer laufend, wieder Scheisskaltwald sein lässt.

Jetzt ist alles anders. moto in motion eben. Vergleiche mit anderen Läufern werden da gezogen: „Ach, einen unter 5er – Schnitt“, tja, die neue Polar...“Was der läuft auch?“ usw. Nicht dass ich da falsch verstanden werde – nicht Joggen ist das, richtig laufen, gegen die Uhr, andere und meistens sich selbst. Der Lauf zum Dealer an der Ecke erübrigte sich aus (wirklich!) unerfindlichen Gründen seit 600 Tagen und mehr, ich benütze seitdem Taxis und Fußball spiele ich immer noch...mit anderen; beim Laufen ist ja man meistens allein. Und damits nicht ganz so verlassen ist, gibt’s neben den Spekulationen über die nettesten, neuesten Anschaffungen ( = WARME Laufsachen) auch Literatur, die einen im Kopf begleitet. Brrr.

Achim Achilles schreibt Kolumnen im Spiegel. Täglich, Wöchentlich – was weiss ich. „Lese“ den Spiegel einmal im Jahr, das nennt man dann durchblättern – und lege ihn schnell wieder weg. Haben wir in Österreich auch, Profil usw... Wochenblätter, die berichten. Lebe noch ein bisschen im „Lese dann noch lieber den linken Falter und fühle mich wohl dabei“ – Universum.

Achilles Verse – die Kolumnen des Achilles in Buchform sind jene Labsal auf die geschunden Füße von Laufanfängern, die man abends nötig hat. Ich bin einer jener Vertreter, die sich ohne Plan in das Getümmel stürzten und dann erst gucken was passiert. Ohne Trainingsplan, mit einem Wissen, das über orale Kommunikation nicht hinausreichte. Tipps von ehemaligen Läufern, Aktuelles von befreundeten Triathleten, hmmm – das ist ja alles nix, hehe...Achim schreibt Tagebuch, von seinen (Wieder)-Anfängen weg, ein(er) Figur mit der man sich im wortwörtlichsten Sinne identifizieren kann. Gibt Tipps, zeigt auf, wird von seiner Frau kritisiert, fällt auf die üblichen Verkäufertricks rein, kämpft mit Schmerzen, laboriert. Also genau mit all jenen Vorkommnissen mit denen man selbst konfrontiert wird. Also noch mal: Unwille, Faulheit, Ehrgeiz, Wettkampf, Rückfall, Zielen usw...Ich sag da nur: Endlich! Trainingsplan inklusive, wenn auch in jener Form, die so jemand wie ich nötig hat – es gibt jemanden, dem geht es genauso, wenn auch manchmal schlimmer und man darf sich darüber amüsieren, lacht manchmal (wieder einmal!) laut auf und schämt sich auch schon einmal fremd (auch für einen selbst, why not!). Unbedingt Lesen – jene die Laufen und jene, die mit einem Läufer im Leben zu kämpfen haben werden verstehen. Also so jemandem wie mich. Und ich geh jetzt erstmal Laufsachen kaufen, warme natürlich.

Buch:
Achilles, Achim: Achilles Verse, Heyne, München, 2006.

Tipp:
iPod und Nike+ Laufkit (Motivation und Daten én masse)

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