Samstag, 31. Januar 2009

Her mit Geschichte!

Ganz so gut kann ich mich nicht mehr erinnern, ob ich mich schon in den ersten beiden Jahren des Volksschulbesuchs mit diesem Thema auseinander zu setzen hatte, die darauf folgenden zwei sicher – unsere junge Vergangenheit, die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in all seinen Facetten –gemeint ist: das nationalsozialistische Hitlerregime. Und das war, wie wir eben von Kindesbeinen an mit auf den Weg bekamen, keine ruhmreiche (in den seltensten Fällen vielleicht) und daher kritisch(!) und vorsichtig zu besehene Zeit.

Was ich sicher nicht mehr weiß, ist die Anzahl von Büchern, die ich über, um und hervorgerufen durch diese Zeit, notwendig gewordenen Schriftstücke, gelesen habe - bis zur jetzigen fast 25-jährigen, manchmal (un-) gewollten Auseinandersetzung. Die Un-Zeiten waren dem Vergessen gewidmet, um dem Ganzen auch einmal zu entgehen und nicht immer daran erinnert zu werden. Von Erlebnisberichten der Frontsoldaten, Weiss´schen Aufzeichnungen der Nürnberger Prozesse, Kindheitserinnerungen an Theresienstadt (Ruth Klüger) bis hin zu Hitlerreden im Geschichtsunterricht und dem oft angebotenen und belächelten „meinkampf.doc“ in frühen Tauschbörsen, gab es selten Momente des „Nicht-erinnerns“. Hervorheben will ich trotzdem ein Buch besonders, eines der vielleicht wichtigsten Dokumente der Jetztzeit: Viktor Klemperers Tagebücher zwischen 1933 – 1945: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten.

Vielfältig und unterschiedlich dürfte bei vielen Menschen jener Medien-Mix sein, den man über die ersten fünfzig Jahre des abgelaufenen Jahrhunderts, genauer gesagt, die Zeit des Nazi-Regimes erfahren hat. Oft Pflichtlektüre (die „Tagebücher der Anne Frank“), manchmal Interesse (eben „weiter leben“ v. Ruth Klüger) lassen jene Schriftstücke die bedrückende, erschreckende, gnadenlose und grausame Zeit vor dem inneren Auge entstehen und vermitteln neben dem Geschichtsunterricht á la Filmaufnahmen usw. einen Eindruck, der uns oft mahnt, dass wir daraus lernen müssen – nie wieder! Ein weiteres, großes, manchmal überragendes Steinchen im Mosaik der Erinnerungen legte dabei Viktor Klemperer mit seinen minutiösen Aufzeichnungen eines Juden (mit arischer Frau) und dessen Alltag.

Und so einen Alltag durch die Erzählung mitzuerleben, ist erschreckend. Mit ungekannter Präzision schafft es Klemperer, dem Leser jene Zeit zu veranschaulichen, die man unübertrieben nicht für möglich hält. Heute genauso wenig wie damals. Oft muss man kopfschüttelnd die Bilder vor dem geistigen Auge entstehen lassen, um zu realisieren wie „dünn die Schale der Zivilisation ist (M. Schell) und wie schnell der Mensch sich zur Bestie verwandelt“ – von der Ausschließung vom Arbeitsplatz, be- und gehindert, ohne Bücher zu leben, gedemütigt, bedroht und der ständigen Angst vor Deportation und dem Tod an, gelingt es Klemperer unter Todesangst eines der wichtigsten Zeugnisse abzulegen, derer ein Mensch mit seinen Fähigkeiten zu leisten imstande ist. Als Philologe schreibt er neben dem täglichen Alltag auch an der Geschichte, für jene Menschen, die umkamen in dem Irrsinn zwischen Rassenlehre und dem „wertvolleren“ Menschen. Klemperers Arbeit ist unumwunden eine nicht zu groß schätzende – es ist eines der wichtigsten Dokumente zur Veranschaulichung des geringen Abstands zwischen Wahn und Wirklichkeit, trauriger Realität Millionen von Menschen zu dieser Zeit. Daher ist das Zeugnis nicht nur ein Steinchen in einem viel größeren Mosaik, sondern darf ruhig als ein eigenes Werk betrachtet werden. Eines das uns nicht nur nicht vergessen lässt, sondern auch zu Denken gibt. Kein stummer Zeuge - wider der Dummheit der Jetztzeit.

Buch:

  • Klüger, Ruth: Weiter leben, Dtv
  • Weiss, Erich: Die Ermittlung, Suhrkamp


Dienstag, 27. Januar 2009

Attacke!

Was bleibt einem treuen und fanatischen Österreichsport – Fan (das bin ich ausnahmsweise mal nicht!) als Beruhigung für das doch noch „glorreiche“ (Achtung: Cordoba ist 30 Jahre her!) jedoch im hellen Licht der Aufklärung besehene, peinlich bescheidene Abschneiden der österreichischen Fußballnationalmannschaft 2008 (und das ca. 10 Jahre davor und sicher zukünftig) – es ist das Killerargument Nr.1 und Rechtfertigung für fast eh alles: Im Winter, ja da sind unsere Mädels und Buben wieder ganz oben, da strahlen wir um die Wette in die Kameras der angeschlossenen Fernsehanstalten, da gibt’s zu bejubeln und den „Gladiatoren“ mit zu zufiebern, bis wir alle ganz „krank“ vor Begeisterung darnieder liegen – Österreich ist Skiweltmeister(lich) und Siegesabonnent für die Disziplinen zwischen: Start – Blau – Rot – Blau – Rot – Ziel und Sieg! Ganz Österreich? Naja, fast – bis auf ein ganz kleines Dorf im Süden des Landes.

Wir definieren uns, durch das, was wir tun: als Ausgangspunkt dient die Lebenswelttheorie, die von Alfred Schütz entwickelt wurde. Diese besagt, dass die Lebenswelt, in der Menschen leben, intersubjektiv ist, also nicht nur durch das eigene Handeln bestimmt, sondern auch von Taten, Einschätzungen und Grundeinstellungen anderer beeinflusst wird (1) – Was wäre Österreich ohne Karl Schranz, Toni Sailer oder einem Herrman Maier? Kennt man doch, oder? Allen Unkenrufen sofort zum Trotz: Da(s) sind WIR (wer)! Das gibt uns Kraft. Ganz egal, ob dabei nur eine Handvoll Nationen mitstreiten, das Interesse in vielen Ländern gegen Null tendiert oder in letzter Vergangenheit von „Österreichischen Meisterschaften mit internationaler Beteiligung“ die Rede war – wir kleines Land haben, ob unserer Beheimatung einfach das Talent und die Bedingungen von Geburt an mitgekriegt – das „Skifahren unser“, aufgesogen durch die Muttermilch, Charakter und Rückgrat der ganzen Nation. Und wehe dem, der es wagt an diesem, unseren Nationalheiligtum zu kratzen; des Winterzaubersports aller Sportarten, der den ersten Kanal im heimischen Fernsehen von ca. Anfang Dezember bis Mitte März mit neuem Weißabgleich versorgt. Sicher bin ich nicht der Erste, der zahllose Gedanken an die vielen Stunden verschwendet hat, mit welchen Wiederholungen uns die heimischen Sendeanstalten ansonsten gequält hätten, würden wir nicht den kurzfristigen und manchmal längeren Karrieren erfolgreicher und nicht so toller „Ski-Asse“ verfolgen können. Spontan fällt mir die Sendung „Russisch für Anfänger“ ein, mit der etwas herrisch anmutenden Frau (Привет!), derer ich mich, als eine der frühesten Eindrücke der 80er, kindliches Fernsehtrauma erinnerlich halte. Wieviel an Wissen wäre in mich geflossen, wie viel Unterhaltung musste ich versäumen – andererseits wurde ich doch auch „gut“ unterhalten und womit würde ich mein Stolztriumphgebäude heute denn aufbauen, wenn nicht mit Ziegel der heimischen Skisportsiege aus dem Staatsfernsehen. Früher waren Skirennen ein Familenmuss mit gemeinsamem Absingen der Nationalhymne (Achtung! Übertreibung), heute Dauerberieselung.

Schon oft durfte ich einem Benjamin Raich, besser bekannt unter dem Decknamen „Benni“ lauschen, der mich, wie viele seiner Zunft, ob seiner aussagekräftigen Sprache und wieder wechselnden Themen seiner Interviews verblüfft lauschend unterhielt. Groß war meine Begeisterung und eigentliche Herausforderung: jedes Interview nach den Rennen „Bullshit – Bingo“ spielen (ein paar wahllose Begriffe: Bedingungen der Piste, Klima, Ski; Anspruch der Kurssetzung, des Bergs / Trainers / Vati, schwierige Schlüsselstellen, ansteigende Formkurve, leichte Verkühlung und mit götem Dank an Betreuer / Servicemann / Zuseher / Fans / Helfer / Mama / dem lieben Gott).

Und wie so oft, erkenne ich blitzschnell den eigenen Anspruch, nicht anderen Menschen bei ihren Tätigkeiten zuzusehen, sondern die Brettl´n zu packen und auf die Piste zu stürmen (wahlweise Snowboard, Slopestyler o.ä.). Ein Kurz-schluss verführt mich zu der wahrscheinlich nicht-haltbaren These, dass diese theoretische Auseinandersetzung ganz klar auch unsere Lebensumwelt, unser Sein beeinflusst; das Ausgestrahlte, doch wahrscheinlich wieder nur dem höchsten Ziel unserer Gesellschaft dient - Basis der gesamten Ski-Industrie zu sein. Ganz klar, für viele wird auch ein ganz lässiges „Schaut her, so super samma wir!“ – Gefühl vermittelt, und Österreich (46% aller Ösis - bis zu 3,5 Millionen Schluchtenscheisser sahen die Rennen am Kitz-WE, siehe dazu: orf.at/Zahlen) hält bei einem Sturz auf der Streif den Atem an – der Benni darf reden, weil auf seiner Stirn dick und fett ein Etikett klebt, das besagt, wohin es sich am meisten lohnt skifahrerisch zu pilgern – ich sagte ja, ein Kurzschluss. Draussen schneit es (yippih!), ich werde die nächsten Tage sicher wieder eine Liftkarte lösen, stolz beseelt und mit Freuden zu Tal schwingen – ganz ohne TV-Konsum. Здорово!

(1) Lebenswelttheorie von Alfred Schütz: siehe Flaschenboden!

Freitag, 23. Januar 2009

new adventures in real-life

Irgendwie geht mir diese „Abenteuerschiene“ nicht aus dem Kopf – nicht die virtuellen Abenteuer seines Alter Egos in Adventurien, online; Nein, ...klar, auch im „normalen“ Leben begeht man Abenteuer, angesichts radioaktiv verseuchter Kohlköpfe Bulgariens, melaminertränkter Milch aus der Volksrepublik und dem nervenden Versuch, einen Einkaufsspaziergang in der Fußgängerzone ohne Grippeviren und anschließender Bettlägerigkeit zu überstehen, danke – alles klar, oder? Diese Art Abenteuer meine ich auch nicht, vielleicht nicht die ganz großen, letzten, ersten, übermächtigen Abenteuer, siehe: Mt. Everest, Ultra-Triathlon, die „Dakar“ z.B.; grad zu Ende gegangen, jene welche - nicht mehr von Paris bis Dakar (schon lange nimmer, aber immerhin Afrika führte) sondern diesesmal erstmals in Südamerika rumkreuzte, mit richtig viel Geballer, Geboller, Race, eindrucksvollen Landschaften, toller Berichterstattung und leider auch Unfällen (mit Todesfolge – Rennsport pur? In Afrika wg. Bürgerkriegs nimmer, dafür dort mit ständig Geballer, mhhh).

Naja, ein ganz kleines bisschen „Dakar“ schon: Das ist jene Schiene, die ich befahren will, nur darf´s halt nicht gleich ein Brecher wie die D. sein – bin ich Rennfahrer mit Geld ohne Ende, freier Zeit und einem Serviceteam, dass mich durch die Dünen schleift, derweil mein Körper ruht? Nein, und so ganz will ich das auch nicht sein – mich rufen eher zwei Tage Offroad durch ne klitzekleine Wüste mit Ankommen, sich freuen und ans nächste „Abenteuer“ denken. Oder einer kleinen Entdeckungsreise in die Alpen, statt Cluburlaub oder Thermenaufenthalt – bähhh? für das ist man eh nie jung genug, aber es hat für mich den Hauch von alt und gesetzt, kein Funke von abenteuerlust(ig) und Erlebnis. (und da solll mir jetzt niemand mit Spaßgesellschaft und Eventkultur kommen!) Also echt!

Über meine wieder erstarkte Leidenschaft zum kleinen Abenteuerausflug ohne Knochenbruch, dafür Satisfaction – Factor, stolperte ich über die Macher der Site, die ich in den Links empfehle, obwohl die schon seit Sept. 08 nix mehr veröffentlichen (neben den 100 Ideen, die noch unausgereift in meiner Schublade liegen, Rennfahrertraum inklusive) – einer der Jungs von antigames (Au ja, Spielesite!) ist begeisterter Teilnehmer von: mongolrally 08 – soweit ich verstanden habe: mit schrottreifen Karren durch Kazachstan (!) brettern, ohne dem „sicheren“ GPS – Quatsch, zu zweit mit Verlusten auf der Materialseite. Eine Billig-Dakar auf vier Rädern für „Arme“. Und hier bitte keine Vergleiche, weil die Dakar eben das nicht ist, mehr ne große, die größte, geilste bla-bla usw. Veranstaltung für vier und vor allem Zweiräder – ganz großes gefährliches Kino Abenteuer für Kinder Männer. Und auch noch dafür wäre ich zu begeistern!

Kleine und große Abenteuerideen, Vorschläge mit anschl. Teambuilding willkommen!


Inhaltslinks:

Mongolrally: http://mongolrally.theadventurists.com/index.php

Dakarmaterial und –bericht: http://www.dakar.com/2009/DAK/LIVE/de/1500/index.html

Donnerstag, 22. Januar 2009

musikrückschau 08

Ein paar Bedenken habe ich schon, muss ich zugeben: Jedes Mal wenn ich Listen schreibe, taugt mir das so gut, dass ich mir denke, man kann die ganze Welt in diese Einstufungen pressen, geht nicht eh klar, aber alleine die Idee – die Kehrseite ist natürlich, dass man eine Reihung vornehmen muss (und damit in des Teufelsküche gerät, das neben dem Einordnen jeglichen freien Umgang damit versperrt). Natürlich denk ich da noch weiter – Was ist, wenn ich was vergesse, was wirklich wichtiges auslasse oder was nehme ich als Maßstab? – diesesmal geht’s um Musik. Die mich Tage- und na klar, nächteweise begleitet hat. Ziemlich erfolgreich erlag ich der Verführung, noch einen iPod (jawohl, ich stehe echt drauf) anzuschaffen; klein, leicht (auch zum Laufen) und was ganz anderes als mein massenspeicherfestplatten-irgendwann-echt-groß-jetzt-naja-langsam-in-die-jahre-kommenden-4G-iPod. Ich schreib da mal auf, wer und ein bisschen warum, keine Alben, vielleicht nicht einzelne Songs für ein Best-of Album, also, Maß-stab, bitte! Man nehme: lastfm – Listen, plus iTunes – Bewertungen, mal Begeisterungsfaktor inklusive einzelner Lieder welche mit emotionalen oder geistig - aussergewöhnlichen Erlebnissen verknüpft sind und nach einem Mathe-Studium mit hohem philosofischem Faktor darf das erste Mal beruhigt in die Tasten gehämmert werden – Vorhang auf:


Ganz oben vom Gipfel leuchtet (and the winner is ) *trommelwirbel*

1. Magnetic Fields – die Entdeckung 2008. Danke, Danke, Danke Stephen Merritt – so viel am Text habe ich selten gehangen, so übereinstimmend genickt und ja, noch mal seis gesagt, gedankt, dass es so etwas gibt. Ein aussergewöhnlicher Songschreiber mit manchmal banalen, manchesmal glänzenden Songs, die bei mir funktionieren, Jau!

Anspieltipps: A Chicken With Its Head Cut Off, Reno Dakota, I shatter. All my little words, und ABSOLUTELY COCKOO!

2. The Mountain Goats: Was habe ich 2008 für Gefühlsstürme erlebt, was war das tw. für ein Sch***! Muss so gesagt werden – aber auch feste Sonnenschein! Und immer, immer war Mountain Goats zur Stelle, immer! Hammer! Mehr geht (ging) nicht. Gäbe es zwei erste Plätze, dann aber...

Only a few of very good ones: So Desperate, Going to Utrecht, Heretic Pride.

3. Crystal Castles – klingt doch wie ein Level bei Super Mario Bros, oder? Ja? Die verwenden zufällig auch Samples des Retrogames und mixen, und bass-en und blinken und tit-telit – ich als alter Freak ausgefallener Elektromixxe hebe ab, groove, shake, bewege mich im Takt und oft einfach Roboto dance (muss niemand im RL sehen ;) – Partymucke, ole.

Brzzz: Love and Caring, Air War, Dolls und Bloc Party´s Hunting for Witches – Remix, omg!!!

4. Aereogramme – also, wer eh schon melancholisch veranlagt ist und dazu echt guten Gitarrenrock haben will, muss A. hören, solche Perlen, leider! Gibt’s die nimmer, aber zig-Petitionen laufen für eine Wiedervereinigung, oh yeah!

Tipps: eh alles...haben 5 CD´s, mehr werdens nimmer *schnief*

5. Anouk: Irgendwie hab ich die Heulsuse gebraucht, lese ich da an Spielhäufigkeit – und ja, für mich kanns die Frau! Nit alles – aber hey, das was kann, kann.

6. Japanther: Zufall in Wien – been there, gehe ein Konzert ins Chealsea und da spielen grad J. – was für Schweinerocker! Und ein Jahr danach erinnerte mich an ein sehr cuuules Konzi – paaast!

Zwischenresumee: Das Jahr war aber auch echt lang – mir fast unheimlich lang. Ich guck da Listen durch, und sehe Stücke, die mich echt verwundern, tja hatte halt alles seine Zeit, aber heute nimmer so ein Gewicht, fast Schade dass dieses Resumee nicht aus Erinnerungen zehren kann, mhhh.

7. Auch aussergewöhnlich gut waren: dj BC, Suzzy und Maggie Roche, Roper, Banner! (HC roxx!), Portman. Bon Iver, Portishead!, Late of the pier, Amy Winehouse! Otis Redding, The National, The Cardigans again and again, Spoon, Young Marble Giants, Theoretical Girl, Hadouken! Und Ostkreutz! Rest habe ich vergessen, unterschlagen oder einfach genossen, ohne zu markieren - und der letzte Rest: siehe last.fm, weil es an zahlen, Daten, Fakten im Web 2.0 nit zu übertreffen ist – abgesehen von der Mucke im Auto! Die CD lebt (leider noch immer) – ich wünsch euch angesichts dieser Fülle ein musikalisches Jahr 09!

x. Stay Tuned

Freitag, 9. Januar 2009

Achilles läuft vor

Gute 25 Jahre (in Worten: Fünfundzwanzig) habe ich mich gegen das Laufen gewehrt, habe mich darüber amüsiert und die LäuferInnen sowieso. Bis auf ein kurzes Intermezzo zum Konditionsaufbau in sehr aktiven Zeiten (eben seit Kindesbeinen an) beschränkten sich meine Einsätze auf Zwischensprints beim Fußball, Schnell-Abhauen nach übermäßigem Gemaule in/aus der Stadt, Ski-laufen im Winter und zum Trafikanten „laufen“, Drogen holen. Jetzt bin ich selbst einer derjenigen, die frühmorgens, bei einer Wie-nur-was-Scheisskälte im Wald verschwinden und nach gut einer Stunde keuchend, verschwitzt, aber glücklich dem Wald, noch immer laufend, wieder Scheisskaltwald sein lässt.

Jetzt ist alles anders. moto in motion eben. Vergleiche mit anderen Läufern werden da gezogen: „Ach, einen unter 5er – Schnitt“, tja, die neue Polar...“Was der läuft auch?“ usw. Nicht dass ich da falsch verstanden werde – nicht Joggen ist das, richtig laufen, gegen die Uhr, andere und meistens sich selbst. Der Lauf zum Dealer an der Ecke erübrigte sich aus (wirklich!) unerfindlichen Gründen seit 600 Tagen und mehr, ich benütze seitdem Taxis und Fußball spiele ich immer noch...mit anderen; beim Laufen ist ja man meistens allein. Und damits nicht ganz so verlassen ist, gibt’s neben den Spekulationen über die nettesten, neuesten Anschaffungen ( = WARME Laufsachen) auch Literatur, die einen im Kopf begleitet. Brrr.

Achim Achilles schreibt Kolumnen im Spiegel. Täglich, Wöchentlich – was weiss ich. „Lese“ den Spiegel einmal im Jahr, das nennt man dann durchblättern – und lege ihn schnell wieder weg. Haben wir in Österreich auch, Profil usw... Wochenblätter, die berichten. Lebe noch ein bisschen im „Lese dann noch lieber den linken Falter und fühle mich wohl dabei“ – Universum.

Achilles Verse – die Kolumnen des Achilles in Buchform sind jene Labsal auf die geschunden Füße von Laufanfängern, die man abends nötig hat. Ich bin einer jener Vertreter, die sich ohne Plan in das Getümmel stürzten und dann erst gucken was passiert. Ohne Trainingsplan, mit einem Wissen, das über orale Kommunikation nicht hinausreichte. Tipps von ehemaligen Läufern, Aktuelles von befreundeten Triathleten, hmmm – das ist ja alles nix, hehe...Achim schreibt Tagebuch, von seinen (Wieder)-Anfängen weg, ein(er) Figur mit der man sich im wortwörtlichsten Sinne identifizieren kann. Gibt Tipps, zeigt auf, wird von seiner Frau kritisiert, fällt auf die üblichen Verkäufertricks rein, kämpft mit Schmerzen, laboriert. Also genau mit all jenen Vorkommnissen mit denen man selbst konfrontiert wird. Also noch mal: Unwille, Faulheit, Ehrgeiz, Wettkampf, Rückfall, Zielen usw...Ich sag da nur: Endlich! Trainingsplan inklusive, wenn auch in jener Form, die so jemand wie ich nötig hat – es gibt jemanden, dem geht es genauso, wenn auch manchmal schlimmer und man darf sich darüber amüsieren, lacht manchmal (wieder einmal!) laut auf und schämt sich auch schon einmal fremd (auch für einen selbst, why not!). Unbedingt Lesen – jene die Laufen und jene, die mit einem Läufer im Leben zu kämpfen haben werden verstehen. Also so jemandem wie mich. Und ich geh jetzt erstmal Laufsachen kaufen, warme natürlich.

Buch:
Achilles, Achim: Achilles Verse, Heyne, München, 2006.

Tipp:
iPod und Nike+ Laufkit (Motivation und Daten én masse)

Dienstag, 6. Januar 2009

In die Bucht raus auf See

Was habe ich mich schon geärgert, mich gefragt warum immer (!) andere den großen Fisch an Land ziehen, während man selbst kleine Köder aus dem Netz holt und darüber trotzdem noch erfreut ist; Ärger über einen selbst, wenn eine A(u)ktion mal wieder total daneben geht und man zähneknirschend einen Artikel verpackt, der gut das fünffache von dem wert war, was am Ende beim „Glückwunsch, Sie haben...“, ach einfach grrr *knirsch* – und selbst dann „fahre“ ich nach längerer Abstinenz wieder zur See hinaus: die elektronischen Bucht eBay kann es eben noch immer. Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Einstellung des Seemanns zum Bieterwahnsinnsflohmarkt des Internets.

Die Mannschaft zusammentrommeln, mit „Bilder machen“, Angebot erstellen (lange Zeit ohne Editor, omg), den Stapellauf miterleben und jeden Tag bis zum Ablauf des Artikels cirka 127-mal auf den ´Aktualisieren-Button´ drücken – eBay kann richtig in Arbeit ausarten. Von Antworten auf Fragen geben, die man ausdrücklich in der Beschreibung ausführte bis zum Ende hin der Abrechnung entgegenfiebern - all das hat sich in den vielen Jahren auf eBay nicht verändert, der „Marktplatz“ aber sehr wohl. eBay erlebte mehrere Boom-Phasen, denen die entgegen gesetzten Ernüchterungen ebenso regelmäßig folgten, wie die Seefahrer den Passatwinden auf der Reise nach ihnen unbekannte Gebiete. Der Anfang (und diese Floskel verwende ich hier so gerne!) war geprägt durch eine tolle und vieles überwältigende „Goldgräberstimmung“ – alles, ja wirklich alles konnte man verkaufen und auch kaufen, Alles! Und das mit schier unglaublichen Spannen; ´eBayen´ wurde Volkssport und damit wohl bekannter als die Mayflower der ersten Pilgrims, nur für einen selbst blieben die Unglaublichkeiten aus – grundlegend war und ist der Umstand eines Online-Marktplatzes mit all seinen Angeboten und Möglichkeiten der für eine wohltuenden Erweiterung einer regional beschränkten Handelsmöglichkeit mit geringeren Erfolgschancen sorgt. Schiff Ahoi!

Nach den letzten Änderungen des Bewertungssystems 2008, den vielen kleinen und großen Skandalen, den Skurrilitäten (Unglaubliche Beträge für den Papst-Golf! – U-Boote und Kampfjets aus den GUS - Staaten) von denen man hörte oder leider manchmal auch selbst miterlebte („so wie neu!-Artikel), den Enttäuschungen mit Profianbietern, der Abkehr aus Angebotsarmut und gleichzeitigem Verteufelns, der Suche nach Ersatz und der Rückkehr, kämpft eBay wie auch jede andere Plattform mit seinem größten Kapital: den (An-)Bietern. iPhones aus Hongkong, Crocs aus Thailand, gebrauchte Dieseljeans aus den 80-ern, Holzbeine, Glasaugen und falsche Papageien – dahinter stehen Variablen (= unberechenbare Menschen, die manchmal lügen!, Kleinigkeiten verheimlichen, nicht sofort zahlen wollen usw), die wie man selbst, Geld verdienen wollen – als Käufer will man im besten Fall nur das Mindestgebot berappen und beim Versand noch feilschen. Die Variablen sind aber, wie so oft, wenn sich Menschen dahinter verbergen nicht austauschbar – und eBay hat gelernt, entweder regulativ oder durch Sanktion der Variablen. Ach ja, irgendwo trifft man sich immer. Des einen Freude, des anderen Auktion.

Und mit den vielen kleinen und großen Änderungen des Auktionssystems hat man sich selbst auch verändert – im guten Glauben, Gold in den Händen zu wiegen, setzte man die Segel, ohne Angst vor Seeungeheuern, Meutereien oder Skorbut. Was habe ich mich danach geärgert – ich schwor mir: Nie wieder eBay – dann werf ich die Sachen lieber weg! Ich brach zu neuen Ufern auf, Amazon, Play usw... – sie waren meine Rettung – es gab noch andere Passagen zu befahren.

Sie waren und sind eben anders. eBay hat mich wieder! Jetzt habe ich es gern, wenn ich an einem Artikel mitfiebere, beim Verkaufen und beim Kaufen mein Puls steigt, ob noch jemand bietet, ob ich den Artikel kriege – und oft freut mich ein netter Kontakt, ein paar Euros und das es jemanden gibt, den jene Dinge glücklich machen, die ich nicht mehr verwende. Gadgets, Kleidung, Nippes, CD-Player, Dinge, die weiter in Benutzung stehen oder einfach nicht mehr bei mir verstauben. Oft nicht einmal das Benzin zur Post verdient, manchmal monetär entschädigt und sich wundernd, wer für solchen „Müll“ sehr, sehr viel bezahlt.

Dafür wird eBay wohl immer eine (Schiffs-)Reise wert sein.

Freitag, 2. Januar 2009

Über Axel Formeseyns ´Voll die Latte` und darüber hinaus

Schon seit geraumer Zeit kaufe ich mir mehr oder minder regelmäßig die Zeitschrift 11FREUNDE, immer mit dem guten Gewissen, dem üblichen Fußballgequatsche in Fanzeitungen auch etwas Witziges und Intelligentes abgewinnen zu können. Und der Vereinsmeierei kann ich oft nichts abnagen. Viel zu selten schau ich mir dann an, wer da so alles in diesem Magazin mitschreibt – was da nicht alles für Querverbindungen zu entdecken sind, wer wo schreibt oder auch einmal, das der und oder jene ein Buch geschrieben hat. Bei mir, das sei euch, liebe Redakteure und Verfasser diverser Rezensionen und Artikel in Mitteleuropa gesagt, funktioniert es am Besten, die entsprechenden Artikel mit Querverweisen vollzustopfen, denn dann steigt mein Interesse in alle Richtungen weiter zu investigieren ungeheuer. Und genau an dem Punkt trifft sich meine Fußballbegeisterung mit dem Geschriebenen. Als ambitionierter (Vereins-) Spieler, jetzt Amateurkicker dem Sport auf ewig verbunden, entdecke ich für mich die theoretische Seite, das geschriebene Wort der vielen Journalisten, Buchautoren und auch Schriftsteller, die am Fieberfußball „leiden“. Nach dieser, unser aller Europameisterschaft 2008 und dem moto-motto „Wir sind (Fußball)-Kaiser“, mit Literaturtipps eingedeckt, endete meine Begeisterung für Fußball just in dem Moment des Finalschlusspfiffs. Was war das doch für ein Trauerspiel, diese 14 Tage der Fußqual in KlaFu.

In ganz großen Lettern steht es auf dem Einband des Buches: 11Freunde – edition. Aha für mich, da hat doch genau so ein Schreiberling des Magazins ein Buch geschrieben. Und was für eins. Axel Formeseyn a.k.a „Acki“ beschreibt auf über 180 Seiten die Kurve seines Lebens bis cirka dem 30. Lebensjahr und auch die Erfahrungen im gleichnamigen Rund innerhalb des Stadions seines Vereins, dem HSV. Echte Begeisterung von schon sehr, sehr jungen Jahren weg, begründen die Liebe zu diesem Verein und dem damit verbundenen Sport. Die ersten Schritte, die ersten Spiele, die erste Liebe, eine Beziehung mehr, Verlust und immer wieder Fußball – so habe ich mir Nick Hornbys ´Fever Pitch´ vorgestellt und habe bei diesem irgendwo in der Mitte aufgehört zu lesen – Hornby (over)hyped.

Meine persönlichen Erfahrungen in der „Kurve“ beschränken sich auf ein paar Heimspiele in einem alten Betonrund vor gut zehn Jahren, viel mehr den Freunden und dem Alkohol verbunden als den Ackerrumplern, die vergeblich meine Begeisterung zu entfachen suchten. Seit dem Stadionbau zählte ich mich zu den Gelegenheitsguckern, manchmal auf Einladung der Politik, Wirtschaft, egal, Hauptsache for free ins Tollhaus – wieder einmal mehr als soziale Beschäftigung. Fanklubs als Antwort auf die Frage, warum man sich in der Kälte einen absabbert, waren noch nie befriedigend für mich, in solch einem Provinznest wie dem unseren. Auch war ich nie zu echter Begeisterung, einem Fan-tum für andere Fußballer, ich als Mensch und zeitgleich Massentier, befähigt. Fanklubs übten schon großen Reiz aus, auch bekennen von Flagge, zu oder für etwas sein,..Jaja, das hat schon was. Schon eher noch passierte es viel öfters, dass der Freund einer Großcousine in der ersten Mannschaft mithampelt(e) und man aus Verbundenheit doch hin und wieder die „einzigartigen Spiele der genialen Heimmannschaft“ mitleidig und heimlich verachtend bejubelte. Selber kicken ist durch nichts zu ersetzen – ich pfeife ganz oft auf Interpassivität; das delegierte Genießen, das Leiden schafft.

11FREUNDE und dann Voll die Latte, na das ist doch genau mein Ding. Freunde und Latte, egal ob am Körper oder mit Milch, höhö... Spaß beiseite, oder? Was oft auf den Buchrücken versprochen wird, durfte ich in diesem Werk erleben – lautes Auflachen, plötzliches Kichern, mit Acki mitweinen und auch das ganz große Ding: Liebe und Beziehung, zur Freundin und einem, na...Ding, Etwas...in dem Fall: einem Verein. Es tat ganz einfach gut, sich mit Acki zu identifizieren, ganz normalem Alltag nachzugehen, einer Arbeit, sich dem Leben, dem Alltag zu widmen und in dieser Zeit zu wissen, dass es nicht viel braucht, glücklich zu sein: Liebe, Freundschaft und einer Leidenschaft. Ganz nebenbei weiß man natürlich, dass man nicht immer glücklich sein kann, nicht immer geliebt wird und man auch mal alleine (einsam eher) ist. Manchmal verliert man die Heim- und die Auswärtsspiele, manchmal steigt man ab – aber auch wieder auf und das schönste ist: manchmal wird man Meister. Und dass weiss man – dank Axel Formesyn in einer wunderschönen literarischen Form. Wie nur was.

Buch:
Formeseyn, Alex: Voll die Latte, Europa Verlag, 2006.

weiterführende Info:
Interpassivität und delegiertes Genießen, aus: Pfaller, Robert: Die Illusion der anderen. Über das Lustprinzip in der Kultur, edition suhrkamp, Frankfurt, 2002.