Ganz so gut kann ich mich nicht mehr erinnern, ob ich mich schon in den ersten beiden Jahren des Volksschulbesuchs mit diesem Thema auseinander zu setzen hatte, die darauf folgenden zwei sicher – unsere junge Vergangenheit, die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in all seinen Facetten –gemeint ist: das nationalsozialistische Hitlerregime. Und das war, wie wir eben von Kindesbeinen an mit auf den Weg bekamen, keine ruhmreiche (in den seltensten Fällen vielleicht) und daher kritisch(!) und vorsichtig zu besehene Zeit.
Was ich sicher nicht mehr weiß, ist die Anzahl von Büchern, die ich über, um und hervorgerufen durch diese Zeit, notwendig gewordenen Schriftstücke, gelesen habe - bis zur jetzigen fast 25-jährigen, manchmal (un-) gewollten Auseinandersetzung. Die Un-Zeiten waren dem Vergessen gewidmet, um dem Ganzen auch einmal zu entgehen und nicht immer daran erinnert zu werden. Von Erlebnisberichten der Frontsoldaten, Weiss´schen Aufzeichnungen der Nürnberger Prozesse, Kindheitserinnerungen an Theresienstadt (Ruth Klüger) bis hin zu Hitlerreden im Geschichtsunterricht und dem oft angebotenen und belächelten „meinkampf.doc“ in frühen Tauschbörsen, gab es selten Momente des „Nicht-erinnerns“. Hervorheben will ich trotzdem ein Buch besonders, eines der vielleicht wichtigsten Dokumente der Jetztzeit: Viktor Klemperers Tagebücher zwischen 1933 – 1945: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten.
Vielfältig und unterschiedlich dürfte bei vielen Menschen jener Medien-Mix sein, den man über die ersten fünfzig Jahre des abgelaufenen Jahrhunderts, genauer gesagt, die Zeit des Nazi-Regimes erfahren hat. Oft Pflichtlektüre (die „Tagebücher der Anne Frank“), manchmal Interesse (eben „weiter leben“ v. Ruth Klüger) lassen jene Schriftstücke die bedrückende, erschreckende, gnadenlose und grausame Zeit vor dem inneren Auge entstehen und vermitteln neben dem Geschichtsunterricht á la Filmaufnahmen usw. einen Eindruck, der uns oft mahnt, dass wir daraus lernen müssen – nie wieder! Ein weiteres, großes, manchmal überragendes Steinchen im Mosaik der Erinnerungen legte dabei Viktor Klemperer mit seinen minutiösen Aufzeichnungen eines Juden (mit arischer Frau) und dessen Alltag.
Und so einen Alltag durch die Erzählung mitzuerleben, ist erschreckend. Mit ungekannter Präzision schafft es Klemperer, dem Leser jene Zeit zu veranschaulichen, die man unübertrieben nicht für möglich hält. Heute genauso wenig wie damals. Oft muss man kopfschüttelnd die Bilder vor dem geistigen Auge entstehen lassen, um zu realisieren wie „dünn die Schale der Zivilisation ist (M. Schell) und wie schnell der Mensch sich zur Bestie verwandelt“ – von der Ausschließung vom Arbeitsplatz, be- und gehindert, ohne Bücher zu leben, gedemütigt, bedroht und der ständigen Angst vor Deportation und dem Tod an, gelingt es Klemperer unter Todesangst eines der wichtigsten Zeugnisse abzulegen, derer ein Mensch mit seinen Fähigkeiten zu leisten imstande ist. Als Philologe schreibt er neben dem täglichen Alltag auch an der Geschichte, für jene Menschen, die umkamen in dem Irrsinn zwischen Rassenlehre und dem „wertvolleren“ Menschen. Klemperers Arbeit ist unumwunden eine nicht zu groß schätzende – es ist eines der wichtigsten Dokumente zur Veranschaulichung des geringen Abstands zwischen Wahn und Wirklichkeit, trauriger Realität Millionen von Menschen zu dieser Zeit. Daher ist das Zeugnis nicht nur ein Steinchen in einem viel größeren Mosaik, sondern darf ruhig als ein eigenes Werk betrachtet werden. Eines das uns nicht nur nicht vergessen lässt, sondern auch zu Denken gibt. Kein stummer Zeuge - wider der Dummheit der Jetztzeit.
Buch:
Was ich sicher nicht mehr weiß, ist die Anzahl von Büchern, die ich über, um und hervorgerufen durch diese Zeit, notwendig gewordenen Schriftstücke, gelesen habe - bis zur jetzigen fast 25-jährigen, manchmal (un-) gewollten Auseinandersetzung. Die Un-Zeiten waren dem Vergessen gewidmet, um dem Ganzen auch einmal zu entgehen und nicht immer daran erinnert zu werden. Von Erlebnisberichten der Frontsoldaten, Weiss´schen Aufzeichnungen der Nürnberger Prozesse, Kindheitserinnerungen an Theresienstadt (Ruth Klüger) bis hin zu Hitlerreden im Geschichtsunterricht und dem oft angebotenen und belächelten „meinkampf.doc“ in frühen Tauschbörsen, gab es selten Momente des „Nicht-erinnerns“. Hervorheben will ich trotzdem ein Buch besonders, eines der vielleicht wichtigsten Dokumente der Jetztzeit: Viktor Klemperers Tagebücher zwischen 1933 – 1945: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten.
Vielfältig und unterschiedlich dürfte bei vielen Menschen jener Medien-Mix sein, den man über die ersten fünfzig Jahre des abgelaufenen Jahrhunderts, genauer gesagt, die Zeit des Nazi-Regimes erfahren hat. Oft Pflichtlektüre (die „Tagebücher der Anne Frank“), manchmal Interesse (eben „weiter leben“ v. Ruth Klüger) lassen jene Schriftstücke die bedrückende, erschreckende, gnadenlose und grausame Zeit vor dem inneren Auge entstehen und vermitteln neben dem Geschichtsunterricht á la Filmaufnahmen usw. einen Eindruck, der uns oft mahnt, dass wir daraus lernen müssen – nie wieder! Ein weiteres, großes, manchmal überragendes Steinchen im Mosaik der Erinnerungen legte dabei Viktor Klemperer mit seinen minutiösen Aufzeichnungen eines Juden (mit arischer Frau) und dessen Alltag.
Und so einen Alltag durch die Erzählung mitzuerleben, ist erschreckend. Mit ungekannter Präzision schafft es Klemperer, dem Leser jene Zeit zu veranschaulichen, die man unübertrieben nicht für möglich hält. Heute genauso wenig wie damals. Oft muss man kopfschüttelnd die Bilder vor dem geistigen Auge entstehen lassen, um zu realisieren wie „dünn die Schale der Zivilisation ist (M. Schell) und wie schnell der Mensch sich zur Bestie verwandelt“ – von der Ausschließung vom Arbeitsplatz, be- und gehindert, ohne Bücher zu leben, gedemütigt, bedroht und der ständigen Angst vor Deportation und dem Tod an, gelingt es Klemperer unter Todesangst eines der wichtigsten Zeugnisse abzulegen, derer ein Mensch mit seinen Fähigkeiten zu leisten imstande ist. Als Philologe schreibt er neben dem täglichen Alltag auch an der Geschichte, für jene Menschen, die umkamen in dem Irrsinn zwischen Rassenlehre und dem „wertvolleren“ Menschen. Klemperers Arbeit ist unumwunden eine nicht zu groß schätzende – es ist eines der wichtigsten Dokumente zur Veranschaulichung des geringen Abstands zwischen Wahn und Wirklichkeit, trauriger Realität Millionen von Menschen zu dieser Zeit. Daher ist das Zeugnis nicht nur ein Steinchen in einem viel größeren Mosaik, sondern darf ruhig als ein eigenes Werk betrachtet werden. Eines das uns nicht nur nicht vergessen lässt, sondern auch zu Denken gibt. Kein stummer Zeuge - wider der Dummheit der Jetztzeit.
Buch:
- Klüger, Ruth: Weiter leben, Dtv
- Weiss, Erich: Die Ermittlung, Suhrkamp