Dienstag, 4. Mai 2010

Il postiglione

Ich kommuniziere mit meiner(m) BriefträgerIn. Nicht wie man meinen könnte verbal und als Krönung von Angesicht zu Angesicht – es ist mehr ein Geben und ein Nehmen beiderseits. Ich nehme die abgelehnten und mehrmals als ungewollt deklarierten Postwurfsendungen aus dem Briefkasten und lege sie auf den Postkasten, die BriefträgerInnen (vielleicht sind sie ja zu zwein?) haben seit kurzem heraussen, wer ihnen da Papiergeschenke angedeihen läßt und legen sie sehr unsäuberlich wieder in mein Fach. Müßig zu erwähnen, daß die normale Post zerknittert wird. Aber egal. Hauptsache Kommunikation, oder?

Auf der Tür zu meinem Postfach steht unübersehbar, dass ich unbestellte, unadressierte Werbung ablehne, ein roter Aufkleber weißt zusätzlich daraufhin – dass diese Zeichen eindeutiger Ablehnung mißachtet werden schmerzt gleich viel, als daß diese in ihrer Funktion somit als lächerlich herabgewürdigt werden. Das ich ein Spiel spiele, bei dem ich zwangsläufig verliere ist mir aber genauso bewußt, wie in gleichem Maße die Vertreter der Post auf meine Ruhe vor der Anzeigenflut verzichten und damit zuküftigem Augenkrebs ob der vielen Werbung hinarbeiten. Was muß ich tun, damit ich keine Schrottinformation an meiner Haustüre und/oder meinem Postfach erhalte – darüber hinaus, für wie blöd halten uns die Unternehmen, um uns fast jeden Tag mit den letzten, aber wirklich allerletzten Angeboten zu terrorisieren – Octave aus 39,90 hat sich die Mühe gemacht, auszurechnen wie oft wir von Geburt an, bis zum 18. Lebensjahr an Werbesujets aufnehmen - die Zahl war erschreckend hoch, der Film erschreckend ernüchternd. Vielleicht werde ich mal dem Postverteiler mal eine schöne Nachricht auf weißem Papier zukommen lassen, Buchstaben fein säuberlich aus den unzähligen Angeboten ausgeschnitten – Sie werden dann wissen, wer es war und was ich will. Vielleicht wird es sich dann aufhören. Schöne Kommunikation ist das.

Historisches: Als Kind konnte ich meinen Nachbarn beim Erzeugen von Papierbriketts zuschauen – tagelanges Einweichen von Zeitungspapier in Bottichen, dann Pressung von zylindrischen Stücken und anschließender Stapelung und Aus bzw. Durchtrockung. Geraucht haben die Dinger im Winter ganz schön, gewärmt haben sie auf jeden Fall – vielleicht sollte ich ja die Postwurf - Werbung einem höheren Verwendungszweck zuführen. Sehr Schönes zum Schluss: Der Film „il postiglione“ ist ein wunderbares Stück und auch traurig – sollte man gesehen haben.

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