Donnerstag, 11. Februar 2010

Kaufrichtlinien

Wer am Tag des Markterscheinens ein Produkt kauft, hat entweder Glück, einen Hang zum Masochismus, unbegrenzte Geldvorräte oder sieht sich als „Early Adopter“ (First Buyer, ha) und spielt mit dem Gedanken als einziger Besitzer jenes Dings in die Geschichte einzugehen (auch wenn diese Geschichte vielleicht nicht zu schreiben lohnt) – bei vielen technischen Dingerchens gehört es zum gesunden Menschenverstand, bei einem völlig neuen Produkt und zugleich nicht lebensnotwendigens Habenmüssens einige Milliarden Verbindungen H20 die Drava (Donau) hinunter fließen zu lassen; etwaige erste Patches, Rückholungen und Kinderkrankheiten verfolgend, jedoch nicht selbst erleben müssend.

Die zweite Generation ist ja dann auch viel ausgereifter: Getestet und für (einen selbst) gut befunden (wer kauft bewußt was wirklich Schlechtes?). Beispiele gefällig? Apple (Microsofts Sicherheitslücken!, Konsolenhersteller…) wirft was ganz Neues auf den Markt und man ist gefordert, Hand (Zeit, Mühe, Kraftstoff) anzulegen, der Kundendienst wird’s danach richten; Videospielehersteller(PC) benutzen die Spieler in den ersten Wochen und Monaten als Betatester, touche. Zusätzlicher Nachteil des ganz, ganz Neuen: Es kostet Geld, viel Geld. Wer in die neueste Technologie „investiert“, darf in „ganz neue“ Preisdimensionen vorstoßen. Kann sich noch jemand an das Geldabdrücken der ersten CD-Brenner erinnern? Ähnliches Niveau dzt. BluRay-Player, auch neueste Fernsehtechnologie. Deppensteuer, kurz gesagt.

-> Wo findet sich der geneigte Leser im Kaufrausch?

Ich bin ein... (Zutreffendes als Lebenskonzept übernehmen,
viell. Markierung aan der Kaufhand überlegen)

  1. Early Adopter, First Buyer: Die Helden des kurzen Moments; feiern oder auszubuhen. Die wenigen, die schon nach kurzer Zeit verstehen, wie großartig / bescheuert die Neuwerwerbung des Gegenübers ist, werden mit Achtung / Verachtung den stolzen Besitzer belohnen.
  2. Zeitsynchronist: Sie leben mit der Zeit und dem beruhigenden Gefühl, früh genug auf den Trendzug aufgesprungen zu sein; erfreut man sich des schönen Tages, unbelästigt von den Leidenden, die am Strassenrand mit ihrem (siehe Punkt 1) Porsche eine Panne haben. Nicht ganz cool, aber auf der sicheren Seite, siegesgewiß jenen Moment heran nahen sehen, der einen selbst von der zu ignorierenden Menge an Dodeln der nächstfolgenden Generation unterscheidet
  3. Leider, Leider: Zu spät gekommen, sehr arterwandt mit den Ewiggestrigen sind wie der Name schon sagt, nicht in der Lage mit den Entwicklungen Schritt zuhalten. Auch wenn es einer genaueren Differenzierung bedürfte, sollte man dieser Gruppe möglichst nicht angehören. Jedoch, jeder wird einmal Mitglied. Die Zeit schupft einen in diese uncoole Massenkaste, kleiner Lichtblick und Mini-Chance: Es gibt die Möglichkeit zu den Ein-Prozentern zu gehören (die zwar zahlenmäßig 99% der gesamten Gruppe ausmachen, aber egal – es geht ja um die Einstellung) – einfach gekauft und glücklich; (scheinbar) unabhängig des Produktzyklus´.
  4. Gegen den Stromschwimmer: (Vielleicht glücklich unwissend) verweigern sie sich dem Trend, dem InStyle, dem Angesagten, dem des Habenden (sind aber auch kein Sein, weil sie ja kaufen!), völlig asynchron treiben sie in den nächsten Elektroladen, kaufen das vom Verkäufer Eingesagte, das Angebot oder der Markt hergab. Glücklich die Unwissenden, unglücklich die Gegenschwimmer, weil unweigerlich: Untergang. Und Untergang bedeutet, dass man beim nächsten Produkt vielleicht als Phoenix (zurück zum Start!) wiederaufersteht.
Frisch gekauft wird’s Semmerl vom Bäcker, noch bacherlwarm…

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