Montag, 7. März 2011

PRO - IC/EC

Das Topprodukt des österreichischen Personenverkehrs, der railjet, gibt mir seit seinem Erscheinen auf den hauptmagistralen Österreichs immer wieder Anlass zum Nachdenken. Mal ist es die spartanische zweite (eigentlich dritte!) Klasse, immer gut gefüllt, ein anderes Mal ist es das Bistro (bald durch ein richtiges Bordrestaurant ersetzt) und das Fehlen zweier Einrichtungen, die ich beim Bahnfahren richtig schätze: es sind dies das 6-er Abteil und die Liegesitzmöglichkeit.

Liegesitz: Ich weiss, dass ich jetzt, heute mit dem Rückentraining beginnen muss, da ich wie „ein Affe“ in den Sitzen rumlümmel. Sei es im Büro, zuhause (was ja nichts anderes ist als ein Bürostuhl), im Auto und auch im Zug. Immer biegt sich mein Kreuz in einer unnatürlichen Haltung - aber eben bequem. Die Verstellmöglichkeiten der Sitze in einem 6-er Abteil streifen von fast aufrecht bis, wenn man zwei Sitze verstellt zu einer idealen Liege- und Notz (Kurz-, Leichtschlaf) - Möglichkeit. Und wenns entspannt zum arbeiten sein soll, so legt man die Füße (unbeschuht) einfach auf den Gegensitz - sehr fein. Das ist zum 4-er Sitz im Grossraum eine andere Welt.

Das 6er - Abteil: Ich vermute, dass eine Umfrage (ohne persönliche Färbung) so in etwa 60/40 für das Abteil ausgehen würde. 60: Es ist der ideale Raum, um mit dem Gegenüber in Interaktion zu treten. Das kann von einfachen Blicken und Bemerken, bis hin zu einem ausgewachsenen Geschichtentausch reichen. Man würde nicht glauben, was ich da schon ertragen erfahren habe. Und ein 6-er unterstützt natürlich diese Redseligkeiten fast ideal. Persönlicher Raum en masse, wenns alleine sein darf und bleibt. Das ist so in einem Großraum so noch nie vorgekommen. Manchmal auch gut so. 40: Der persönliche Raum stellt auch den wesentlichsten Nachteil dar - man kommt den üblen Geschichten Gerüchen nicht aus - auch wenn man nicht will, weil ja alles so nahe liegt und man mit dem Gegenüber immer kommuniziert, Anonymität durch den Grossraum wird sozusagen unbemerkt im Neuprodukt mitbeworben. Ich mag aber den Großraum in den alten Waggons auch nicht. Wirkt schon fast billig.

Das sind zwei Dinge, die ich massiv am railjet vermisse - wenn sie dies auch noch bringen (weil das Produkt eben ständig verbessert wird), bin ich dabei. Da nehm ich das Dreiklassen - System, die Sitzschalen und die Toilettanlagen gerade so in Kauf. Muss ich jawohl, da irgendwann die Fernverkehrsstrecken sicher das Kürzel rj tragen werden. Aber das ist so noch nicht ganz durch. Hierbei ende ich in einer Ecke, in der ich schwer zu finden bin: Bewahr das Alte, pfeif auf das Neue.

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