Donnerstag, 10. März 2011

Was man belächelt, soll jetzt en vogue sein

Ich habe mich erwischt. Beim Stöbern in den Online – Zweiradbörsen hab ich mich beim Spekulieren ertappt. Was günstiges, damit man wenig belastet trotzdem mal ein Runderl drehen kann – aber mit dem Wissen ein fast schrottiges Gerät durch die Kurven zu zittern. Ja nicht einmal eine Woche die Hände frei haben und beispielhaft zukunftig ohne motodrom durch den Sommer walken (zur Not für den Strandbadstyle steht ja noch eine neue Vintage-Vespa rum, aber es ist eben eine Vespa – weit weg vom Motorrad fahren: Attitude zum Biken ist was anderes). Jetzt soll es auf einmal ein Gatschhupfer sein – jahrelang gelästert, jetzt selbst zum Eintopf. Jaaa, - weil ich das eh schon immer wollt, aber gleich ganz groß einsteigen mußte, jetzt heissts Erfahrungen nachholen. Wie lange dies Freude bereitet: naja, so günstig als möglich durchs Unterholz wird schon spacken macken. Wobei wir ja wieder am Anfang stehn. Dann gleich den Schritt Richtung Supermoto (!), ich bin ja noch jung. Alles muß brennen, der Asphalt, die Reifen, dann die liebe Haut – pfuhh, im Kopf werd ich ganz schnell alt. Eine Mischung vielleicht – eine gut erhaltene Waffe a la LC 4, vielleicht mit 640 Brennraum und Brummtopf der kracht. Schauen noch gut aus und können was, angeblich. Husaberg wäre davon die feine Steigerung. BMW F 800 GS rückt derweil in die Ferne, dann hätte ich gleich beim Männermotorrad bleiben können. Gar nicht so leicht sich durch den trotzdem noch fahren und steht schon lange aber zum Hochpreis – Dschungel durch zuhacken. Mir gehört mal eine Machete geschenkt. Es wird zu wenig gehackt.
Die Zeit, die liebe Zeit – sicher einer der Topgründe für den Motorradverkauf am anderen Ende: Nachwuchs, Hausbau, Zeit oder auch umgekehrt. Für misstrauische Leidensgenossen: Unfall, Umgefallen oder technisches Gebrechen. Drum prüfe wer sich auch nur kurz bindet. Da wären wir also wieder, kaum free moto, gleich wieder Metall – Handschellen. Die Aussicht auf so ein Teil beruhigt mich schon ungemein. Vielleicht fällt ja was zum fenster rein, weil das ja aufgegangen sein sollte, wenn ich die Tür schon zugemacht hab. Langsam schleicht sich der Sommer heran. Da will motore entgegenbrummen.

Mittwoch, 9. März 2011

redmaschine

Einen Teil meiner trainierten Arme habe ich sicher Lutz zu verdanken. Sie sind es, die mich jede Woche eine Stapel Papier in den vierten Stock schleppen lassen, mich ihn dann unbesehen mit dem anderen Zeugs zum Altpapier bringen um es schlussendlich zu rezyklieren. Sicher ein halber Kilo im Monat, das macht satte 6 mykrometer Muskel in zwei Jahren, so ungefähr.
Und ganz nebenbei gesagt möchte ich gerne bei Lutz arbeiten. In einer ganz bestimmten Abteilung. Ein ganz bestimmter Job - ich möchte derjenige sein, der bestimmt, welches Fest wir (die spacige Lutzgemeinde mit allen fröhlichen Bürgern, mit der Möglichkeit bei „uns“ einzukaufen) wöchentlich feiern, denn: Jede Woche brennt der Lutz ein Superfestival ab, einmal ist es die Eröffnung eines Ladens im Nirgendwo, ein anderes Mal Geburtstag der Österreichvertretung in Taiwan, einmal Grande Jahresfinale, immer am Feiern, diese Lutzis. Und das wird nur leider nicht mit free Schampus begossen, sondern mit den besten Angeboten überhaupt, mal bling-bling die Teppichabteilung, dann Vorhänge und immer wieder der Topseller, Küche. Es fällt dabei auch niemandem auf, dass es immer die gleiche Küche ist, deren Preise kontinuierlich steigen, aber das, ja das. Und das allerschönste im Privatleben neben so wundervollen Beschäftigungsträumen ist, dass ich nicht beim Lutz einkaufen muss, um Lutz zu erkennen. Zu Besuch bei Freunden, kann man neben den Namen für die IKEA-Teile gleich aussortieren, was den Wohnenden der Lutz aufgedrängt hat. Niemand schliesst dabei auf den Geschmack der Inhaber, niemand!Natürlich lässt sich bei dem Einerlei fast alles zuordnen, Interio so gut wie IKEA, nur der Selbstbau und die teuren preis-WERTen Überdesigner - Dinger verdienen Verachtung, keine Namen.
Mit einer Vehemenz werde ich jede Woche per Prospekt penetriert, dass ich wahrscheinlich deswegen so einen roten Möbeltempel nicht besuche und meine Bewerbung in der Schublade belasse. Dazu noch die Werbung, die mir die Fremdschamesröte ins Gesicht treibt - aber das höchste ist: Einmal habe ich versucht, die Fensterscheiben nach dem Putzen mit dem Papier zu polieren, die Farbe klebt heute noch in manchen Ecken. Nicht einmal für das war es gut. Da bin ich dann wohl nicht Zielgruppe genug.

Montag, 7. März 2011

PRO - IC/EC

Das Topprodukt des österreichischen Personenverkehrs, der railjet, gibt mir seit seinem Erscheinen auf den hauptmagistralen Österreichs immer wieder Anlass zum Nachdenken. Mal ist es die spartanische zweite (eigentlich dritte!) Klasse, immer gut gefüllt, ein anderes Mal ist es das Bistro (bald durch ein richtiges Bordrestaurant ersetzt) und das Fehlen zweier Einrichtungen, die ich beim Bahnfahren richtig schätze: es sind dies das 6-er Abteil und die Liegesitzmöglichkeit.

Liegesitz: Ich weiss, dass ich jetzt, heute mit dem Rückentraining beginnen muss, da ich wie „ein Affe“ in den Sitzen rumlümmel. Sei es im Büro, zuhause (was ja nichts anderes ist als ein Bürostuhl), im Auto und auch im Zug. Immer biegt sich mein Kreuz in einer unnatürlichen Haltung - aber eben bequem. Die Verstellmöglichkeiten der Sitze in einem 6-er Abteil streifen von fast aufrecht bis, wenn man zwei Sitze verstellt zu einer idealen Liege- und Notz (Kurz-, Leichtschlaf) - Möglichkeit. Und wenns entspannt zum arbeiten sein soll, so legt man die Füße (unbeschuht) einfach auf den Gegensitz - sehr fein. Das ist zum 4-er Sitz im Grossraum eine andere Welt.

Das 6er - Abteil: Ich vermute, dass eine Umfrage (ohne persönliche Färbung) so in etwa 60/40 für das Abteil ausgehen würde. 60: Es ist der ideale Raum, um mit dem Gegenüber in Interaktion zu treten. Das kann von einfachen Blicken und Bemerken, bis hin zu einem ausgewachsenen Geschichtentausch reichen. Man würde nicht glauben, was ich da schon ertragen erfahren habe. Und ein 6-er unterstützt natürlich diese Redseligkeiten fast ideal. Persönlicher Raum en masse, wenns alleine sein darf und bleibt. Das ist so in einem Großraum so noch nie vorgekommen. Manchmal auch gut so. 40: Der persönliche Raum stellt auch den wesentlichsten Nachteil dar - man kommt den üblen Geschichten Gerüchen nicht aus - auch wenn man nicht will, weil ja alles so nahe liegt und man mit dem Gegenüber immer kommuniziert, Anonymität durch den Grossraum wird sozusagen unbemerkt im Neuprodukt mitbeworben. Ich mag aber den Großraum in den alten Waggons auch nicht. Wirkt schon fast billig.

Das sind zwei Dinge, die ich massiv am railjet vermisse - wenn sie dies auch noch bringen (weil das Produkt eben ständig verbessert wird), bin ich dabei. Da nehm ich das Dreiklassen - System, die Sitzschalen und die Toilettanlagen gerade so in Kauf. Muss ich jawohl, da irgendwann die Fernverkehrsstrecken sicher das Kürzel rj tragen werden. Aber das ist so noch nicht ganz durch. Hierbei ende ich in einer Ecke, in der ich schwer zu finden bin: Bewahr das Alte, pfeif auf das Neue.

Donnerstag, 3. März 2011

Eso-tärrisch

Es gibt Songs, die man nicht erklären kann - die funktionieren im Innersten nach einer nicht erforschbaren Mystik. Wer damit noch nichts anfangen kann, dem sei verdeutlicht: Gibts nicht ein Stück Lied, das einen an etwas erinnert - und als höchste Steigerung, dass einem so etwas wie das Innerste selbst offenbart wird (klingt x-esoterisch) aber: selten zwar, gehts einem beim ersten Mal schon so durch und durch, dass man die Welt küssen könnte, vor so viel Zusammenpasserei. Das Lied und ich, ein Teil von mir - Musik (wie auch z.B. Geschmack, Gerüche) speichert sich manchmal im Beschallten als ein kurioses Puzzlebild ab, dass nach erfolgtem Impuls hervorgeholt werden kann und ausgiebigst betrachtet wird. Es speichert aber nicht nur Bilder, ganze Empfindungswelten werden ausgebreitet und darniedergelegt, um zu einem späteren Zeitpunkt wieder ausgegraben und entzündet zu werden. Banal wird die ganze Sache, wenn man dem Gegenüber erklären will, wie und warum und überhaupt - der Zauber verfliegt, zurück bleibt ein angepatztes Stück, das einem nach wie vor gefällt. Nur, das Küssen und innige Herzen fällt weg.

Mittwoch, 2. März 2011

Lambock

Mighty mighty Buyer

Ein begeisterter Kunde eines Produkts erzählt es zwei bis drei Leuten weiter, ein unzufriedener K. gleich mal hübsch an die 16 (sechzehn) Leute und die bilden sich - genau, ein, dann Bescheid zu wissen -> egal, die Folge davon ist, die haben dann schon eine Vormeinung und greifen vielleicht zu einem anderen Zeugs statt dem einen, was die Firma grämt, oder gleich in den Ruin stürzt. Besonders Unzufriedne erzählen es nicht nur fleissig weiter, sondern mobilisieren Kräfte, gründen Gruppen, bauen sich Websites - aber reden zum Ungemach der Firmen nie mit jemandem der Firma. (Alles Basics aus BWL-Grundlagen der uni-klu!). Und here comes the man: Kauft sich einen Lambo um 260.000 Ocken, haut ihn zamm, weiss aber nicht wie ihm geschieht, ist ein technischer Defekt, baut eine Website auf, erfährt und begleitet andere von und mit ihren Schicksalen, nimmt Kontakt auf, schreibt Briefe, sammelt, wird von einem Mediator betreut und das ganze sehr ambitioniert (nicht ohne den eigenen Vorteil aus den Augen zu verlieren! und das seit gut fünf Jahren) usw...mittlerweile ein ausgewachsenes Inet - Phänomen, dass in mir den Glauben erhält, dass ja nicht alles umsonst zu sein scheint und auch Krümel auflesen was bringen kann. Streich ich halt den Gallardo wieder von meiner Einkaufsliste.

Link: www.lambounfall.de/lamborghini-murcielago-unfall.html

con-sum

Hätte ich alle Bücher, die ich über die Zeit gelesen habe, verinnerlicht, so bräuchte ich wahrscheinlich jetzt und für die Zukunft keine Bücher mehr lesen. Ich glaube, ich im Speziellen und die Allgemeinheit sowieso NICHT lese mich im Kreis, natürlich mit Ausreissern, aber eben schön im Kreis herum. Ich will nicht behaupten, dass wir (die geneigten Leser und treuen Kreiser dieser Blogs) die Kreisbahn nicht mal wechseln, natürlich tun wir das, es heisst Entwicklung (nur wohin? im Falle des Blogs: Fremdgehen!) aber dann drehts sich halt mal herum und weiter gehts. Ein schöner Vergleich ist, dass die Firmen, die über Stellenanzeigen die wirklich gutausgebildeten, erfahrenen, motivierten Leute, die sie anhand ihrer Texte so suchen, nicht bekommen - woher kämen denn sonst all die Affen, mit denen man es am anderen Ende der Leitung so zu tun hätte denn sonst her. Und die toll frisierten Lebensläufe, die keine Lücke aufweisen und ein einziger Lichtblick in einer ansonsten dunklen Bewerberwüste darstellen, sind manchmal das Papier wert auf dem Sie gedruckt wurden, mehr aber auch nicht. Und ausserdem arbeiten die Freunde und man selbst ja auch irgendwo und das hoffentlich nicht in der letzten Absteige, nur um nicht als arbeitslos zu gelten. Eine klassische Wini-win, Arbeiter sucht Firma, Unternehmen sucht Angestellten - das einzige Abstimmungsprocedere ist die Bewerbung und das Gespräch, klappts kann man den Affenmann machen, klappts nicht wärs eh ein Affenzoo gewesen. Wenn jemand wirklich frohlockt, dass „sein Leben hart sei“, dann muss man diesem nur mit folgender Frage begegnen, dann sollte still im Kämmerlein sein: „Im Vergleich zu Was?“